Für Claudia hingegen war es die Faszination des Fremden, seine eindrückliche Körperstatur, seine Augen. Sie spürte, wie ihr Unterleib warm wurde, so, als würde er sie da berühren. Nach dem Latte Macchiato musste es irgendwie weiter gehen. Claudia zögerte einen Moment – dann fasste sie sich ein Herz, wissend, dass sie etwas tun musste, falls sie dieses Neue, Unbekannte wirklich reizte.
„Come to my home? I’ll show you, where I live…“ hörte sie sich sagen. Nun hatte sie Johnbulls volle Aufmerksamkeit. Mit der ansässigen Bevölkerung hatte er kaum Kontakt, und gerade Frauen, auf die er doch so scharf war, verhielten sich im Bus, im Tram, im Zug ihm gegenüber abweisend, wechselten zum Teil sogar den Platz. Er hatte wirklich nur die Unterkunft, das Kajütenbett und seine paar Kollegen, mit denen er sich nur zum Teil verstand.
Wenig später sassen die beiden einander gegenüber im Vorortszug, und nur ihre Knie berührten sich. Claudia war eine hübsche Frau mit braunem, welligem Haar, feingliedrigen und doch kräftigen Händen, die von ihren Patienten sehr geschätzt wurden, und sie hatte einen wohlproportionierten Körper, den sie, im engen Trikot, bei der Ballgymnastik, auch gerne herzeigte.
„Come“, sagte Claudia nach drei Stationen, und Johnbull folgte ihr ins kleine, schön gelegene Quartier hinter der Dorfkirche. Auch hier lag der Nebel dicht, und noch immer stiess Johnbull seine Dampfwölkchen aus.
In der warmen Wohnung fühlte er sich sofort zu Hause, obwohl er noch nie in einer Wohnung mit Zentralheizung, TV, Eichenholztisch und IKEA-Sitzecke gewesen war. Claudia liebte Kerzen über alles und zündete gleich mehrere an, nachdem sie ihre Sachen abgelegt hatte. Erst jetzt konnte Johnbull in Ruhe ihre Figur bewundern.
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