Claudia begab sich in die Arena. Mit festem, weit ausladendem Schritt und schwingenden Hüften erklomm sie in schwarz-grau gemustertem Korsett, schwarzen Strümpfen und hohen Lackschuhen die Rampe hinauf auf die kleine Bühne, ein edles Podest in oberflächenversiegeltem Granit, und ihr schulterlanges Haupthaar mit blondierten Strähnchen und Pony wippte wie bei den Berühmten des Catwalk. Die Nase war ein süßer, nicht zu großer Knubbel, ihr Blick frech, kokett, und aus ihren Augen lugte der Schalk, verhieß die Freude an und die Fähigkeit zu unbefangenem Genuss. Ihre gut gelaunte Hochnäsigkeit hatte nichts wirklich Arrogantes. Freundlich zugewandt ließ sie sich verehren und begehren. Sie schaffte es, jedem Mann das Gefühl zu geben, er habe einen Flirtversuch gestartet, ohne dass dieser tatsächlich derart tätig geworden sein musste. Doch jeder meinte, er habe dieses Spiel begonnen, das manche in forscher Manier weiterführten, ohne unbedingt erfolgreich zu sein. Andere, Brave, Schüchterne reagierten mit erschrockener Verunsicherung ob der Geister, die sie gerufen zu haben glaubten. Was sich aber wirklich in ihrem Abgrund der Lüste verbarg, ahnten und erfuhren die wenigsten.
Mit ihren dreißig Jahren galt sie im Kollegenkreis schon als nicht mehr jung und ihre unter der Haube befindlichen Freundinnen sorgten sich um ihre fehlende Beständigkeit in Liebesdingen, die sich sicher in Bälde rächen würde. Darüber konnte sie nur lachen. Die jungen Hühner im Büro nahm sie nicht ernst. Diese gaben nur mehr oder weniger verschämt mit ihren vermeintlichen Eskapaden an und klebten doch nur an Bonsai-Machos ohne Esprit. Und bei ihren Freundinnen glaubte sie durchaus diejenigen an der Nasenspitze zu erkennen, die sich zwar nicht großmäulig sexuell erfolgreich gaben, aber so ein Glitzern in den Augen und ein Schmunzeln in den Mundwinkeln besaßen, das auf sinnliche Zufriedenheit schließen ließ.
Claudia
Agnes' Haus der sündigen Engel
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Claudia
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