Cleopatra

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Cleopatra

A. David

Ich enterte die Treppe; auf halben Wege machte sie einen Knick. Es ging noch ein paar Stufen nach oben, dann stand ich auf einer kleinen Plattform. Die Treppe führte weiter nach unten.

Rechter Hand war das Führerhaus. Die Schiebetür stand einladend offen. Ich betrat die Zentrale und sah mich um. Radar und Sonar waren ausgeschal-tet. Das Führerhaus war klassisch in braunem Holz gehalten, auch das riesige Steuerrad. Es zog mich magisch an, ich mußte es einfach berühren. Das Holz war blank poliert, aber auch die jahrelange Nutzung und der Handschweiß hatten es noch einmal glatter gemacht. Fast andächtig strich meine Hand über das Steuerrad.

Aus dem Bauch des Schiffes weiter unten hörte ich ein Rumoren, dann rauschte eine Leitung. Jemand betätigte entweder die Toilettenspülung, wahrscheinlicher war aber, dass jemand duschte.

Ich sah mich noch ein wenig um. Ein dickes gebundenes Leinenbuch lag auf der Ablage zwischen Kajütenfenster und Steuerrad. Die letzte Eintragung war vom heutigen Datum. „Ankunft DO-Hafen 15.30 Uhr, Kohlenhafen“ hatte jemand fein säuberlich mit Tinte eingetragen. Der Füller, mit dem der Eintrag verfasst worden war, hatte schon bessere Tage gesehen und lag direkt neben dem aufgeschlagenen Buch. Auch ihn mußte ich anfassen. Seine Kunststoffoberfläche war ebenfalls von der häufigen Benutzung glatt geworden. Am hinteren Ende prangte das Hersteller-Symbol. Wahrscheinlich ein Erbstück.

Ich legte ihn zurück; der Ärmel meiner Jacke verhakte sich mit einer Sonnenbrille, die reagierte eingeschnappt und verließ meinen Ärmel im denkbar ungünstigen Augenblick: Sie fiel auf den Boden. Es gab ein klackendes Geräusch, als die Brille auf den Laminatboden fiel. Zum Glück ging sie nicht kaputt.

Ich hob sie auf und legte sie an ihren Platz. Ich verliess die Kajüte und betrat die Plattform, entschloß mich dann, die Treppe hinunter zu gehen. Sie endete vor einer Tür. Ich drückte die Klinke nach unten und der Blick in ein Wohnzimmer wurde frei. Ich trat ein.

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