Enrique wirkte nicht gerade begeistert – er wäre mit Claudia gerne allein unterwegs gewesen. In der nächsten Kneipe fanden sich aber die beiden Männer, die sich bisher nicht gekannt hatten. Freundschaftlich plauderten sie über Fussball, Computerprobleme und Schwarzarbeit – bis Claudia sich hinter ihrem Bayliss zu langweilen begann. Gegen Mitternacht hatten die meisten Lokale bereits geschlossen. So kam es, dass Claudia, Enrique und Sebastian im Club Kuba landeten.
Der Club war erst vor kurzem eröffnet worden. Die Wände des Kellergewölbes waren mit bunten Papageien bemalt; hinter dem eleganten Tresen reihten sich Dutzende von Drinks in unförmigen Flaschen und Fläschchen; ein Teil davon glich eher Parfumflaçons.
Zwei grimmig dreinblickende Türwächter wollten Sebastian, der etwas freakig wirkte in seiner bunten Cordhose und dem Pferdeschwanz, mit dem er die Löwenmähne bändigte, nicht einlassen. Enrique war hier aber bekannt; erfolgreich setzte er sich mit wenigen Handzeichen für seinen neu gewonnenen Kollegen ein.
Das Publikum war auffallend jung; im Club befanden sich viele Farbige. „Hab gar nicht gewusst, wie viele schöne Frauen es in unserer Stadt gibt!“ Belustigt zwinkerte Claudia ihren beiden Begleitern zu. Merengue, Salsa und ein paar für europäische Ohren unklar definierte Rhythmen brausten durch den engen Raum. In dessen hinterstem Teil wurde wild getanzt.
Noch nie hatte Sebastian in einem derart kurzen Zeitintervall so viele nackte Bäuche gesehen, die sich derart anmutig bewegten. Enrique war das gewohnt. „Ready for a dance?“ fragte er Claudia und blickte sie mit grossen Augen an. „Nach dem nächsten Smirnoff vielleicht!“ Claudia wollte Zeit gewinnen. Mit einem Mal war ihr unwohl. Der Raum vibrierte im Spannungsfeld zwischen gedachter, ungelebter und offenherziger Erotik.
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