Claudia war ausgesprochen musikbegeistert. Ohne wenn und aber stürzte sie sich in Unbekanntes, liebte Grunge, Trance, R `n B und konnte sich völlig auflösen in diesen unterschiedlichen Beats, zumindest innerlich. Claudia war eine scheue, zurückhaltende Frau. Sie kleidete sich unauffällig, vorzugsweise mit weiten, bunten Blusen, die sie über die Jeans wallen liess, um Blicke auf ihre etwas breiten Hüften abzuwehren.
Wieso sie an jenem Abend ausgerechnet den Club Kuba aufsuchte, hätte sie im Nachhinein nicht mehr sagen können. Sie war mit zwei Kollegen unterwegs; den einen von ihnen, Enrique, hatte sie bei der Arbeit kennen gelernt. Er war Kubaner und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit allen möglichen und unmöglichen Methoden. Claudia gefiel seine offene, fröhliche Art. Stets ging er direkt auf sie zu, was in der Spitalszene eher selten war.
Dröge, wortkarge Pausen waren an der Tagesordnung; der grosse Teil von Claudias Arbeitswelt war ohnehin fremdbestimmt, und sie musste sich förmlich nach der Decke strecken, wollte sie den zunehmenden Arbeitsanfall in nützlicher Frist bewältigen. Enrique war Praktikant. Er war ihr zugeteilt worden; sie musste ihn in die Irrungen und Wirrungen des lokalen Gesundheitswesens einführen. Er war lernbereit und sog alles in sich auf, was Claudia ihm mitteilte.
Ihn faszinierte an ihr die Nickelbrille, die ihr ein keckes und gleichzeitig unschuldiges Aussehen verlieh, ihr dunkelblonder Lockenkopf und ihre Figur: Unter Claudias weissem Spital-Kasak waren kleine, süsse Brüste zu erahnen – und ein kräftiger Hintern, der Enriques Herz höher schlagen liess. Sebastian waren sie zufällig begegnet – im Hecht, einer Altstadtkneipe. Apathisch war er auf das Glas Wein fixiert, das vor ihm stand, und er hatte Claudia, seine Ex-Schulkollegin, zuerst gar nicht wahrgenommen. „Hey, Sebastian! Komm doch mit uns mit; wir gehen uns ein wenig amüsieren!” rief sie ihm einladend zu.
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