Die Controllerin

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Die Controllerin

Die Controllerin

Ralf Thomas

Herbert Mantwill war gut vorbereitet. Hielt eine kurze, prägnante Präsentation.
„Sehr gut Herr Mantwill”, lobte ihn Pachlinger anschließend.
„Ich weiß, dass Herr Mantwill hervorragende Referenzen hat”, zischte die Westhoven ihn an.
Pachlinger fiel fast vom Stuhl.
„Würden Sie mir jetzt bitte meinen Arbeitsplatz zeigen?” wandte sie sich wieder an Mantwill.
„Ja natürlich. Im ersten Stock. Bitte nach Ihnen Frau Westhoven”, geleitete er sie zur Tür.
„Ich kann diesen Fettwanst nicht leiden”, entschuldigte sie sich plötzlich bei Mantwill für ihren Gefühlsausbruch als sie zum Fahrstuhl gingen.
Herbert Mantwill schwieg.
„Sie sind loyal. Außerdem kompetent, strebsam und fleißig”, urteilte sie.
„Seit meiner Scheidung vor einem Jahr habe ich mich in die Arbeit vergraben”, kommentierte er nur den letzten Teil ihrer Aussage.
„Sie haben einen Antrag auf Versetzung gestellt?” wollte sie bestätigt wissen.
„Ja, ich möchte gerne weg von München”, gab er ihr knapp zur Antwort.
„Sie würden gerne Filialleiter werden?” bohrte sie nach.
„Wenn sich vielleicht die Gelegenheit bietet. Aber ich bin ja schon Mitte Vierzig, da mache ich mir keine großen Hoffnungen mehr.”
Der Aufzug kam und unterbrach das Gespräch. In dieser Woche saßen sie im gleichen Büro, hatten auch fachlich immer wieder miteinander zu tun. Doch während seine Kollegen ihr mit übertriebener Freundlichkeit und Zuvorkommen begegneten, war ihr Verhältnis von geschäftlicher Distanz geprägt. Susanne Westhoven kannte das zur Genüge. Sie war 45 Jahre alt, also in den besten Jahren, wusste um ihre weiblichen Reize; verstand es auch, trotz korrekter Business-Kleidung, sich stets auch als Frau zu präsentieren. Nur dieser Mantwill schien sie als weibliche Person zu ignorieren. Am Donnerstag Nachmittag war die letzte Konferenz. Die Dokumente waren soweit komplett ausgearbeitet und besprochen.
„Vielen Dank für ihre Mühe, meine Herren”, beendete sie ungewöhnlich freundlich die Sitzung.
Und an Herbert Mantwill gerichtet: „Könnte ich Sie noch um etwas bitten?”

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