Oft wollte er auch vorher noch ins Pornokino. Darauf hatte ich überhaupt keine Lust, obwohl ich es war, die ihm diese Einrichtung überhaupt gezeigt hatte. Ich war meist nicht in der Stimmung, mich vor anderen auszuziehen oder R einen zu blasen unter den Augen anderer Männer. Doch ich kam manchmal dann doch in Stimmung. Das aber gefiel R auch wieder nicht. Denn ich hätte dann Lust auf die große Sause bekommen, hätte gerne auch andere Männer befriedigt. Doch dann kam der sofortige Abflug, heim ins Hotel. Er konnte dann doch nur dort.
Ja, das war R. Und mit dem Schließen des Tanzlokals aufgrund der fucking Coronakrise verschwand er gezwungenermaßen von der Bildfläche.
Wobei ich ihn ja bereits viel seltener erhört hatte aufgrund von F. Franz, seines Zeichens Österreicher, der an jenem langweiligen Maiabend im fast leeren Tanzlokal erschien. Ich sah ihn zur vorderen Tür hereinkommen, und ich sah, wie eine meiner Tanz-Konkurrentinnen ihn ansprach. Mein Kampfgeist erwachte. Die, immer die, die schnappt sich immer gleich alles Frischfleisch, Wut ! Doch ich hatte Glück. F. dreht eine Runde und kam auf dem Weg zum Klo bei mir vorbei – wie alle immer dank meines Stammplatzes vor der Tür zum Klo – und ich strahlte mein schönstes Lächeln und säuselte: Hallooo.
So fing es an, er war im Grunde perfekt. Der perfekte Liebhaber. Sein Aussehen war nicht so eindeutig macho grob wie das von R, man hätte F auch für den idealen Schwiegersohn halten können. Brille, graue Haare, aber trotzdem eine jugendlich jungenhafte Aura. Er hatte guten Kleidergeschmack, bei ihm aber eher der sportliche Stil: Jeans, teuer aussehende Sneakers, ein sportliches Oberteil. Und diese Ausstrahlung, die vermutlich jede Frau verrückt macht: Ich bin hier, aber noch unentschlossen, ich bin unschuldig, aber verführbar, ich bin nicht aufdringlich, aber ich liebe aufdringliche Frauen.
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