Der Creeper

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Der Creeper

Der Creeper

Anita Isiris

Oder Silke. Silke ist meine Nachbarin. Blond, schlank, gross gewachsen. Und ich bin Silkes Creeper. Sie würde vor Scham tief im Boden versinken, wenn sie wüsste, wie prominent sie mittlerweile auf Tumblr vertreten ist. Silke ist eher schamhaft – so schätze ich sie zumindest ein. Unsere Balkons liegen sich direkt gegenüber; ihren hat sie mit einer Binsenmatte blickdickt abgeriegelt. Von aussen sieht das ziemlich spiessig aus, finde ich, aber ich verstehe die Frau. Silke lebt allein und hat ein Recht auf Privatsphäre. Trotzdem – und jetzt kommt die innere Weinbergschnecke zum Zug – konnte ich es nicht sein lassen. Als sie mir einmal vertrauensvoll den Wohnungsschlüssel überliess, damit ich während ihrer Ferien ihre Balkonpflanzen giessen konnte, nutzte ich die einmalige Gelegenheit und schnitt ein kleines Fenster in die Binsenmatte… gerade gross genug, damit ich von meinem eigenen Balkon aus mit meinem fetten NIKON-Objektiv oder mit dem Feldstecher die ahnungslose Silke würde betrachten können. Schon beim Gedanken an ihre Rückkehr bekam ich eine Erektion.

Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder sie bemerkte das Fensterchen, dachte, dass vielleicht der Wind die Binsen auseinandergeschoben hatte und würde die Öffnung abdichten.

Oder sie liess das Fensterchen Fensterchen sein und genoss die heissen Sommernachmittage im Slip, Bikini, nackt oder wie auch immer. Und ich bekam alles zu sehen in jenem Sommer. Alles, was ich mir je von Silke erträumt hatte. Kaum aus den Ferien zurück, trat sie mit einer Tasse dampfendem Kaffee auf ihren Balkon und genoss die Abendsonne. Obenrum war sie nackt; ihre Hüften zierte ein klitzekleiner hellblauer Baumwollslip. Silke tat mir den Gefallen und wandte sich ab, vermutlich, um einem Geranium beim Wachsen zuzuschauen. Und ich konnte ihren süssen, geilen Arsch heranzoomen. Ich zitterte vor Aufregung, als ich auf den Auslöser drückte. So ein perfektes Guckloch. Und ich: So ein perfektes Arschloch. Ich wusste ja um die #metoo Debatte. Ich wusste, dass man so etwas einfach nicht macht. Ich wusste um Silkes Recht auf Privatsphäre. Und doch… kitzelte mich die Weinbergschnecke, und ab diesem Moment Morgen für Morgen, wenn sie frisch geduscht auf dem Balkon stand und eine rauchte – meist in ein Badetuch gehüllt. Und Abend für Abend, wenn sie sich, nach einem strengen Arbeitstag an der Discounter-Kasse, halbnackt oder gar splitternackt auf den Balkon stellte, um den Abend zu geniessen.

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