Crème de l'orgasme

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Crème de l'orgasme

Crème de l'orgasme

Wulff Triebsch

„Wieso kann man uns als Paar mieten? Welche nächste Ausgabe?“, wollte ich wissen.
Er schaute mich erstaunt an. „Hat dir denn Beatriz nichts davon erzählt? Ich schreibe in einem Magazin für offene Paare eine Geschichte über ungewöhnliche Partnertausche.“ Er klappte sein Notebook zu, klemmte es unter seinen Arm und stand auf. „Frag sie selbst, Wulff. Wir müssen los; haben noch eine längere Fahrt vor uns, zu unserer nächsten Station“, nuschelte er vor sich hin. „Das mit der Crème de l’Orgasme werden wir zuhause unbedingt wiederholen; mit unseren Nachbarn.“ - Ich schüttelte den Kopf. Beatriz war mir einige Erklärungen schuldig.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich außer ihrem Vornamen nichts über sie wusste. Ich trat an die Frau an der Rezeption heran und fragte, wo ich eine ‚Beatriz‘ finden konnte.
„Meinen Sie die, die mit Ihnen gestern in Ihren Bungalow gegangen ist?“ Ich nickte. „Sie wartet bereits auf Sie.“ Die Frau deutete mit einer Kopfbewegung auf eine Tür hinter sich mit der Aufschrift ‚Privat‘. „Sie ist meine Chefin, die Hoteldirektorin.“
Beatriz lächelte mich an, als ich ihr Büro betrat und mich bat, auf einem Sofa neben ihr Platz zu nehmen. Ich merkte schnell, dass ich einer Unternehmerin gegenüber saß. Ich hätte ja selbst gesehen, wie gering das Hotel zurzeit ausgelastet war, erklärte sie. Existenz bedrohlich war das in ihren Augen. „Da ist mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig, mehr Reklame für gewisse Kreise“, meinte sie.
„Als Unternehmerin darf man dabei vor nichts zurückschrecken, erst recht nicht als Frau.“ Stefan und Simone mit ihrem Artikel über Partnertausch seien ihr gerade recht gekommen, erklärte sie. „Aber die Idee, dass man sich hier ein Paar zum Partnertausch mieten kann, hatte ich erst, als ich dich sah, Liebling.“ Sie hauchte mir einen Kuss auf die Wange. „Du bist mir doch nicht böse, oder?“
„Das hört sich fast nach Bordell an!“, erklärte ich.
Beatriz kräuselte sorgenvoll die Stirn. „Na und? Sag bloß, es hat dir keinen Spaß gemacht.“ Sie schaute mich abwartend an und strich mit einer Hand über meine Wange. „Es ist übrigens noch etwas ‚Crème de l’Orgasme‘ übrig und zwei einsame Pfirsichhälften. Damit können wir beide doch bestimmt den heutigen Abend verbringen.“ Sie streichelte mit einer Hand über meinen Schenkel; ich nickte und erwiderte ihren Kuss.
Sie stieß einen Seufzer aus. „Wir sind allerdings nicht allein. Heute kommen Peter und Sabine. Beide schreiben gleich einen ganzen Reiseführer für offene Paare. Darin möchte ich vorkommen. Beide haben uns zum Partnertausch gemietet.“ Sie schmiegte sich enger an mich. „Liebling, ich hoffe, du lässt mich nicht in Stich.“ - Ich nickte gedankenverloren und versuchte, mich daran zu erinnern, weshalb ich überhaupt hierhergekommen war. - Es hatte irgendetwas mit Stress zu tun.

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