Crème de l'orgasme

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Crème de l'orgasme

Crème de l'orgasme

Wulff Triebsch

Der Arbeitstag in meinem Schönheitssalon gehörte zu jenen trüben nasskalten Herbsttagen, die man möglichst schnell vergisst: Kundinnen, die nur gelogene Schmeicheleien hören wollten, Termine, die nicht eingehalten, und Rechnungen, die nicht bezahlt wurden. Nur meine Mitarbeiterinnen schienen allen Widerwärtigkeiten zu trotzen, selbst wenn Ehemänner ihre Frauen abholten und sich lauthals beklagten: „Wie haben‘se dich denn zugerichtet?!“
„Chef! Sie sollten mal ein paar Tage ausspannen“, hatte sich jemand fürsorgevoll an mich gewandt. „Mit solchen Typen werden wir schon allein fertig.“ Alle nickten und schauten mich erwartungsvoll an. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Aber ein paar Tage Ruhe irgendwo ohne den Stress hier tun Ihnen gut.“
Da gäbe es einen kleinen Bungalow neben einem Hotel, schlug jemand vor, urgemütlich mit Kaminfeuer und warmen Decken, wenn die Herbstnächte besonders kalt würden. Dorthin könnte man sich zur Entspannung zurückziehen oder sich dem Treiben im Hotel anschließen, wenn es zu langweilig würde. Der Bungalow wäre an diesen kaltnassen Herbsttagen ganz sicherlich noch frei.

Schon zwei Tage später stand ich an der Rezeption des Hotels, wo ich den Schlüssel zum Bungalow entgegennahm. Ein Hoteldiener deutete auf das stürmische Herbstwetter draußen hin. „Am Ausgang stehen Regenschirme bereit, wenn Sie Ihr Quartier trocken erreichen wollen.“
Der Schirm hielt auf den Weg zum Bungalow den stürmischen Windböen nicht stand, knickte schon nach wenigen Metern um, und ich erreichte den Eingang des Bungalows nur noch durchnässt.
Irgendeine mitfühlende Seele hatte in der Wohnstube des Bungalows das Kaminfeuer angezündet. Ich zog schnell trockene Kleidung an und ließ mich davor auf einem kuschelig dichten Fell nieder. Das knisternde Feuer hinter einem gläsernen Schutzschild wärmte nicht nur wohlig meinen Körper, sondern besänftigte auch meine Seele.

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