„Scheiße!“, dachte ich bei mir, „Jetzt schleppt sie bestimmt ihre verwöhnte Freundin an. Dabei schien der Abend so schön zu werden, ich und Monsieur Sauvignon auf dem Dach eines Porsche, ein fummelndes Pärchen, was brauch Mann mehr!“
Insgeheim schickte ich noch zwei Flüche hinterher und blieb genervt stehen.
Selina erreichte mich und musste erst einmal Luft holen, wobei sie ihre Hände auf die Knie stützte und mir einen hervorragenden Einblick in ihr Décolleté gewährte.
„Nett!“, sagte ich, während ich lüstern auf ihren Busen starrte, der sich sanft hob und senkte. Ich hätte wer weiß was drum gegeben, jetzt meine Gesicht darin zu vergraben.
„Verdammt, was ist los mit dir? Ich hab doch gesagt, ich bin gleich wieder da!“, erwiderte sie und strafte mich mit einem wütenden Blick.
Ich zuckte lediglich mit den Schultern. In dem Moment kam ihre Freundin, vermutlich Carmen, aus der Lobby. Ich versteckte die angefangene Flasche Wein hinter meinem Rücken und mustere abschätzend den athletischen Körper. Sie hatte schulterlanges, braunes Haar, das bei jedem Schritt von links nach rechts wippte. Ihr dunkler Teint ließ eine südeuropäische Herkunft vermuten, doch ihr Akzent legte wenig später eine eher französische Abstammung nahe. Sie trug einen Ärmellosen, beigefarbenen Rolli und eine schwarze, enge Hose, die auf Hüfte geschnitten war, sehr elegant und körperbewusst. Deutlich zeichneten sich durch den Stoff die schlanken, muskulösen Beine ab. Carmen hatte hohe Wangenknochen und sehr fein geschnittene Gesichtszüge. Die Haut war makellos, bis auf eine winzige Narbe über der linken Augenbraue.
„Hallo, ich bin Carmen. Sel meinte du wärst heute Abend wohl der netteste Aspekt dieser Party.“, damit reichte sie mir ihre Hand.
Mich durchfuhr es wie kalter Stahl. Da war es wieder, das Wort, welches ich zutiefst verabscheute, seitdem es das erste Mal den Mund einer Frau in meinem Beisein verlassen hatte. Man wusste nie, ob es ein Kompliment war oder einfach nur höflich. Es stand auf meiner Liste gleich hinter niedlich, rührend, lieb und freundlich. Warum gebrauchten Frauen in meiner Gegenwart nie so Worte, wie aufregend, interessant oder anziehend?
Dachaufstieg
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