Dachaufstieg

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Dachaufstieg

Dachaufstieg

Osbourne Borough

>Zynismus (griech.): - auf grausame, beleidigende Weise spöttisch.<

Nach dreizehn Semestern, einschließlich Zivildienst, hielt ich mein Diplom nun endlich in den Händen. Es war für mich immer noch ein Fass ohne Boden, wenn ich an die Aufwendungen, Sorgen, die Mühe und Verzweiflung denke. All die schlaflosen Nächte über unzähligen Entwürfen, die am Morgen darauf ein weiteres Mal in der Luft, und vor versammelter Mannschaft, zerrissen wurden. Wenn ich an die peinlichen Momente denke, in denen ein sorgsam einstudiertes Konzept, den peinlichen Fragen der Professur und Assistenz nicht standhielt, oder wenn ich, im Angesicht der aufwendigen Modellierungen von Kommilitonen, die geistigen Früchte meiner Arbeit am liebsten verleugnete. Im Kopf ging ich dann stets die Ausreden durch, die ich hätte präsentieren können, geistige Instabilität, akute Antriebsschwäche, totale Amnesie oder schöpferische Blockade. Meist wurde ich genau in diesem Moment aufgefordert meine phantasievollen Ergüsse zum Besten zu geben, die ich dann schweren Herzens und kleinlaut, mehr schlecht als recht kommentierte.
Nein ich bin wahrlich kein großes Licht gewesen, und mein Studium war alles andere als herausragend. Ich mochte die Abende, an denen man zusammen bei ein paar Bier oder noch mehr Wein in einer Wirtschaft am Tresen saß. Abende, an denen man über die Dinge philosophierte, welche die Welt wirklich bewegten. Sicher drehte es sich das ein oder andere Mal dabei auch um das Studium, insbesondere wenn es kürzlich ein besonders feinschichtiges oder provokantes Thema zu erörtern gab, die neue Assistentin mit der beeindruckenden Oberweite zum Beispiel, die an der Fakultät Philosophie und Geisteswissenschaften dozierte, oder der Fehltritt eines Professors, der mit einer Kommilitonin im Aufnahmebereich des Auditoriums erwischt wurde, wie er ihr gerade die Anatomie des „Goldenen Schnitt“ darstellte, oder einfach die brandheißen News in Bezug auf die Fragen der bevorstehenden Klausur in Festigkeitslehre. Doch letztlich war es soweit, irgendwie hatte ich es geschafft, ich hielt den wirklich einzigen Grund meiner jahrelangen Selbstkasteiung in den Händen, hier in dieser trostlosen sorbischen Einöde.
Auf die anschließende Party, oder das „Kollektive Vergessen“, wie ich es gern nannte, hatte ich so gar keinen Bock. Die Leute waren mir einfach über. Die Professoren, die mich noch vor zwei Stunden gequält hatten, die Kommilitoninnen, an denen ich mich über die Jahre gänzlich satt gesehen hatte, die Eltern, Geschwister und Freunde der Diplomanten, und all die intellektuellen Trittbrettfahrer, die sich für gewöhnlich auf derartigen Festivitäten herumtrieb. Ich hatte schlichtweg den Kanal voll. Ich beschloss mich direkt an die Bar zu begeben, mir zwei Flaschen „Merlot“ unter den Arm, unter später in den Kopf zu klemmen, und irgendwo, in einem leeren Hörsaal oder auf dem Dach der Bibliothek, meinem ganzen Ärger Luft zu machen, indem ich die frisch geleerten Flaschen, untermalt von einem herzzerreißenden Schrei, in weitem Bogen über den Campus warf und hoffte, dass sie einem der selbstgefälligen, arroganten und unflexiblen Inquisitoren der Neuzeit den Schädel zertrümmerten. Aber, wie so oft im Leben, kam alles anders.
Während ich in einer Wonne aus bevorstehendem Rausch süffisant in die Menge grinste, gesellte sich eine Kommilitonin aus dem letzen Matrikel an meine Seite. Ich weiß es nicht mehr. Ich kannte sie nur flüchtig vom Sehen. Sie war angeblich auf Bitten ihrer Freundin bei dieser peinlichen Veranstaltung und hörte auf den Namen Selina, was mir im Grunde genommen egal war. Ich wartete lediglich auf den Kellner, um die gewünschten Flaschen Wein zu ordern. Also nickte ich gelangweilt und reichte ihr die Hand. „Angenehm! Osbourne. Willkommen im Club der Nieten, Stümper, Looser und noch – nicht – genug – betrunkener Langweiler.“
„Warum so zynisch?“, fragte sie, „Du hast es doch geschafft. Schau dir bloß mal all die Frischlinge an, die hier rumhängen ohne auch nur einen blassen Schimmer davon zu haben, was ihnen noch bevorsteht. Oder all die hoffnungslosen Versager, die ihr Studium hingeschmissen haben weil sie die Erwartungen von Mammi und Daddy nicht erfüllen konnten. Heute hoffen sie etwas von dem Ruhm zu erhaschen, der ihnen versagt blieb und aus eurem Schatten auf sie abfärbt.“
Mit hochgezogener Augenbraue unterzog ich meine neue Leidensgenossin einer eingehenderen Betrachtrachtung. Mein Blick glitt abschätzend von ihren langen, blonden Haaren, die ihr gelockt über die Schultern fielen, über den sinnlichen Mund, mit den vollen Lippen, den weißen Hals, das eng anliegende, rote Kleid, die schier endlos langen Beine, bis hinunter auf die roten Stilethos. Sie sah aus als wäre sie soeben einem Modemagazin, vom Format Vogue, Cosmopolitan und Emma entsprungen - Zeig das du eine Frau bist, lass es alle wissen!
„Sorry!“, sagte ich, der sich eine zynische Bemerkung nicht verkneifen konnte, „Der Versage-Empfang ist drüben im Rathaus, und zwar morgen!“
„Es war doch eine gute Idee hier rüber zu kommen.“, antwortete sie amüsiert und kein bisschen beleidigt, „Ich bin nicht wegen dir hier. Ich wollte mir lediglich etwas zu Trinken holen, da man ja an den Tischen hier nicht bedient wird.“ Dabei war von einem Augenblick auf den Nächsten jedes Zeichen von einem Lachen verschwunden.
Ich schluckte und erwiderte: „Hätte mich auch gewundert...!“, hielt kurz inne, „Wenn dich der Kellner dort drüben vor mir bedient hätte, wo ich doch hier seit geschlagenen zwei Minuten mit Fünfzig Mark winke.“
Daraufhin musste sie lachen. Dieser Heiterkeit vermochte auch ich mich nicht länger zu entziehen.
„Wollen wir diesen Schlagabtausch nicht auf dem Dach eines Wagens fortsetzen!“, schlug sie vor.
„Ja, und ich wüsste auch schon welcher. Professor Kühnle schwärmte doch immer von seiner Vorliebe für Tessiner Merlot. Vielleicht kann ich ihm eine Flasche in das Verdeck seines Porsche stecken, als visuelle Metapher sozusagen ...!“, ich zeigte ihr kurz den ausgestreckten Mittelfinger, „... vorausgesetzt der Kellner findet heute noch mal den Weg hierher.“, dabei blickte ich mich Hilfe suchend am Tresen um.
Selina langte kurzerhand hinter die Bar, schnappte sich zwei Flaschen Sauvignon und steuerte zielgerichtet auf den Ausgang zu. Ich schüttelte den Kopf, schmunzelte und eilte ihr nach. Bereits auf dem Flur hatte sie einen Korkenzieher von einem der Beistelltische organisiert, die rund um das Büffet gruppiert waren. Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu und fragte, nur mehr rhetorisch: „Brauchen wir Gläser?“, was ich mit einem Kopfschütteln verneinte.
Mich faszinierte in diesem Moment vielmehr ihr festes Hinterteil, als irgendwelche Etiketten. Das rote Kleid war auf der rechten Seite bis knapp unter den Po geschlitzt. Der Rücken war frei und ließ keinen Platz für einen BH. Noch während ich grübelte, ob sie einen String trug oder gar nackt war, unter dem fast durchsichtigen Stoff, erfasste sie meinen Blick und riss mich in einer Form von Telepathie aus den schmutzigen Gedanken.
„Darüber reden wir später! Hier halt die mal kurz, ich muss noch Carmen Bescheid sagen!“, sagte sie und drückte mir die geöffneten Flaschen in die Hand. Dann verschwand sie zwischen den Personengruppen in der Lobby.
Ich zuckte mit den Schultern, setzte kurzerhand die Flasche an den Mund, und nahm einen kräftigen Zug von dem trockenen Roten. Etwas angewidert, ob der Menge, die mit einem Mal meine Kehle herunterrann, verzog ich das Gesicht. Ein paar besonders bon voyant anmutende Gäste straften mich mit abfälligem Blick, den ich in einer perfekten Verbeugung konterte. „Merci!“ Dann drängte ich mich durch die einsamen Raucher vor der Tür und schlenderte auf direktem Weg zu den Parkplätzen. Die frisch bepflanzten Rabatten waren mir dabei egal.
Neben einem alten, silbernen BMW stand ein junges Pärchen, dass es wohl nicht mehr bis nach Hause geschafft hatte. Seine Hand wühlte gerade heftig unter ihrem Rock, während ihr Bein um seine Lenden geschlungen war. Ich toastete den Beiden zu und sah mich um, wo denn Selina blieb.
Letztlich war es einerlei, ob sie jetzt hinterher kam oder nicht, schließlich wollte ich mich betrinken. Ich hatte den Wein, musste nicht mal dafür zahlen, und Kino gab´ s auch. Also, was sollt´ s. Doch der Gedanke von Resignation hatte kaum in meinem Kopf Gestalt angenommen, als ich Selina hinter mir über Pflaster hasten hörte.
„Warte doch mal! Wir kriegen noch Gesellschaft!“, dabei streifte sie sich die Stilethos von den Füssen und rannte die letzten Meter in kleinen Schritten über die Rabatten. Dabei raffte sie den Saum ihres Kleides, um nicht über den edlen Stoff zu stolpern.
„Scheiße!“, dachte ich bei mir, „Jetzt schleppt sie bestimmt ihre verwöhnte Freundin an. Dabei schien der Abend so schön zu werden, ich und Monsieur Sauvignon auf dem Dach eines Porsche, ein fummelndes Pärchen, was brauch Mann mehr!“
Insgeheim schickte ich noch zwei Flüche hinterher und blieb genervt stehen.
Selina erreichte mich und musste erst einmal Luft holen, wobei sie ihre Hände auf die Knie stützte und mir einen hervorragenden Einblick in ihr Décolleté gewährte.
„Nett!“, sagte ich, während ich lüstern auf ihren Busen starrte, der sich sanft hob und senkte. Ich hätte wer weiß was drum gegeben, jetzt meine Gesicht darin zu vergraben.
„Verdammt, was ist los mit dir? Ich hab doch gesagt, ich bin gleich wieder da!“, erwiderte sie und strafte mich mit einem wütenden Blick.
Ich zuckte lediglich mit den Schultern. In dem Moment kam ihre Freundin, vermutlich Carmen, aus der Lobby. Ich versteckte die angefangene Flasche Wein hinter meinem Rücken und mustere abschätzend den athletischen Körper. Sie hatte schulterlanges, braunes Haar, das bei jedem Schritt von links nach rechts wippte. Ihr dunkler Teint ließ eine südeuropäische Herkunft vermuten, doch ihr Akzent legte wenig später eine eher französische Abstammung nahe. Sie trug einen Ärmellosen, beigefarbenen Rolli und eine schwarze, enge Hose, die auf Hüfte geschnitten war, sehr elegant und körperbewusst. Deutlich zeichneten sich durch den Stoff die schlanken, muskulösen Beine ab. Carmen hatte hohe Wangenknochen und sehr fein geschnittene Gesichtszüge. Die Haut war makellos, bis auf eine winzige Narbe über der linken Augenbraue.
„Hallo, ich bin Carmen. Sel meinte du wärst heute Abend wohl der netteste Aspekt dieser Party.“, damit reichte sie mir ihre Hand.
Mich durchfuhr es wie kalter Stahl. Da war es wieder, das Wort, welches ich zutiefst verabscheute, seitdem es das erste Mal den Mund einer Frau in meinem Beisein verlassen hatte. Man wusste nie, ob es ein Kompliment war oder einfach nur höflich. Es stand auf meiner Liste gleich hinter niedlich, rührend, lieb und freundlich. Warum gebrauchten Frauen in meiner Gegenwart nie so Worte, wie aufregend, interessant oder anziehend?
Ernüchternd griff ich nach der Hand und nickte, nur um kurz darauf erneut den Sauvignon anzusetzen, und die Verzweiflung runterzuspülen, die sich gerade in meinem Großhirn breit machte.
Durch einen weiteren Kunstgriff von Telepathie riss Selina die Kontrolle über die Situation an sich. „Ich sagte, er sei der interessanteste Aspekt dieses Abends, Liebchen! Ich würde nie das Wort Party oder Nett in den Mund nehmen, wenn ich mit einer potentiellen Eroberung flirte.“
In diesem Moment musste ich husten, da mich das plötzliche Sauerstoffdefizit, in Folge der Offenheit von Selina, zum Atmen zwang, obwohl sich noch Wein in meiner Kehle befand.
Carmen entschuldigte sich und nahm mir die Flasche aus der Hand. „Du solltest weniger trinken, oder zumindest langsamer!“
Während dessen hing sich Selina unter meinem rechten Arm ein und lenkte mich sanft in Richtung Bibliothek über den Parkplatz. Carmen nahm einen Schluck von dem Roten und flankierte mich auf der Linken.
Als wir den Innenhof erreichten, war die erste Flasche bereits geleert und fand ganz unspektakulär ihren Weg in einen Mülleimer. Mit genügend Alkohol im Blut, um über meinen Schatten zu springen, legte ich frech meine Hand auf Selinas wohlgeformten Hintern. Durch
den dünnen Stoff des Kleides konnte ich ihre sanften Rundungen fühlen, die sich bei jedem Schritt an meine Berührung schmiegten. Nach einem kurzen Stück, die Auffahrt hinauf, fanden meine Finger sogar den Weg in den Schlitz, wo ich ihr sanft über die nackte Haut am Oberschenkel strich.
Selina machte keine Anstalten mich in meinem Tun zu unterbrechen. Ermuntert durch dieses Zugeständnis schob ich meine Hand gänzlich unter den Stoff und begann vorsichtig ihr Gesäß zu ertasten. Jetzt wollte ich es wissen.
Carmen ging bereits ein paar Schritte voraus und überprüfte die Tür. „Verschlossen!“, sagte sie zu uns gewandt.
„Was hast du erwartet Herzchen?“, erwiderte Selina.
Carmen zuckte mit den Schultern und wartete bis wir sie eingeholt hatten.
„Und was nun?“
Ich entließ Selina aus meiner Umarmung und steuerte zielgerichtet auf die im Schatten verborgene Feuerleiter hinter der Holunderhecke zu. „Hier hinauf!“, damit stieg ich das kurze Stück bis auf das Vordach und half Selina, die mir ohne viel Federlesen folgte.
Carmen hingegen verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und starrte uns giftig von unten herauf an. „Ihr erwartet nicht wirklich, dass ich dort hinaufsteige oder?“
„Schätzchen, du kannst mit hier hoch kommen, oder dich dort unten langweilen. Also was ist?“, fragte Selina an ihre Freundin gewandt.
Nach kurzem Zögern und ein paar unverständlichen Obszönitäten erklomm auch Carmen die Leiter und gesellte sich zu uns. Ich deutete auf das weitaus längere Stück, das uns noch bevorstand. „Lady´ s first!“, sagte ich abwägend, dass, wenn sie darauf eingingen, sich mir gleich ein besonders guter Aus- oder besser noch Einblick bot.
Carmen schnaufte kurz und stiegt voran. Behutsam fasse ich ihr unter den Po, wie um zu helfen, was sie mit einer schnippischen Handbewegung torpedierte.
„Dann eben nicht.“, sagte ich gespielt beleidigt und wendete mich Selina zu, die amüsiert und wohlwissend grinsend meiner Einladung folgte. Sie unternahm nicht einmal den Versuch sich zu bedecken. Ich folgte ihr etwa drei Sprossen später. Mein Blick ruhte dabei unter ihrem Kleid. Ich genoss jeden Zentimeter, den sie mir offenbarte, die schlanken Fesseln, über die Kniekehlen bis hinauf zu ihrem festen Hintern. Sie trug einen String aus weißer Spitze.
Sie ist bestimmt rasiert - gingt es mir durch den Kopf.
Plötzlich hielt sie inne und ich stieß unweigerlich mit ihr zusammen. „Was ist?“, fragte ich und versuchte an Ihr vorbei nach oben zu schauen.
Sie wiederholte meine Frage: „Ja, was ist?“
„Hier geht es nicht weiter.“, antwortete Carmen von oben.
Ich versuchte mich vorsichtig an Selina vorbei zu schieben, um zu erkennen, wo das Problem lag. Dabei berührte meine Hand, die auf der Sprossenleiter zwischen ihren Beinen lag, die Innenseite ihrer Schenkel, knapp oberhalb der Kniekehlen.
„Nur zu!“, flüsterte sie, während sie mich mit ihren blauen Augen verschlang.
Ich hielt mich mit der linken Hand an der Seitenführung der Leiter fest, während ich ihr die Rechte vorsichtig bis in den Schritt schob. Durch die feine Spitze konnte ich Form ihrer Schamlippen erahnen. Sie spreizte etwas die Beine und griff sich von vorn unter das Höschen, um mir ihr Geschlecht zu entblößen.
„He, ihr Beiden! Soll ich hier oben Wurzeln schlagen? Allmählich geht mir dieser Ausflug auf den Zeiger. Sagt mir was ich tun soll oder steigt wieder hinunter!“, rief Carmen von oben.
Ich lehnte mich etwas zur Seite, ohne jedoch meine Hand aus Selinas Schoß zu nehmen und rief etwas bedeckter zurück: „Schrei doch noch ein wenig lauter, dann brauchst dir darüber keine Gedanken mehr zu machen! ... weil uns dann sicher jemand öffnen wird. Schieb deinen Knackarsch bei Seite und lass mich durch! Ich komm jetzt rauf.“
Während ich mich an Selina vorbei schob und nach oben hangelte, zwinkerte sie mir verführerisch zu. Wenige Augenblicke später war ich bei Carmen. Ich umfasste für einen Moment ihre Fesseln, mehr um ihr zu verstehen zu geben, dass ich mich direkt hinter ihr befand, als um irgendwelche Annäherungsversuche zu starten.
„Schön, dass du auch noch etwas Zeit für mich finden konntest.“, schnappte sie, „Selina ist gut darin, ihre verborgenen Werte zu präsentieren, was?.“
„Sind wir neidisch?“, erwiderte ich.
„Für sie ist es ein Kick, mich in ihre Annexionen zu verwickeln!“, gab sie zurück ohne auf meine Anspielung zu reagieren.
„Hört, hört, ein Fremdwort. Und ich dachte du wärst so ein kleines verwöhntes Gör, dass durch seinen Eltern von vorn und hinten bedient wurde.“
„Da hast du wohl Recht, ich wurde bedient, von vorn und hinten, aber ganz sicher nicht von meinen Eltern,“
„Also ein richtiges kleines Flittchen, ja?“
„Im weitesten Sinne, aber ich suche mir die Freier für gewöhnlich aus, die mein süßes Loch stopfen dürfen.“
„Jetzt werden wir aber ordinär!“
„Ja, das hättest du nicht erwartet. Du dachtest wahrscheinlich noch bis vor einer Minute - Diese kleine Zicke muss nur mal richtig gevögelt werden. Ich gebe es zu, es ist schon eine Weile her, doch ich entscheide von wem, und du gehörst ganz bestimmt nicht dazu. Jetzt mach endlich das blöde Gitter auf und höre auf meine Beine zu betatschen! Viel näher als hier, wirst du meiner Grotte nie kommen.“
„Und damit sind wir wieder bei der verzogen Miss-Rühr-mich-nicht-an, ich bin ein Prinzeschen.“
„Wie du meinst, und jetzt mach das Tor auf!“
Ich schob mich also an ihr vorbei und ließ sie dabei ganz offensichtlich einen Blick auf die Beule in meiner Hose werfen - Mal sehen ob nicht doch noch etwas von ihrer eisigen Fassade bröckelte. Während ich die Tür aus dem Schloss hebelte, wie ich es schon duzende Male zuvor getan hatte, warf ich einen kurzen Blick nach unten, um sie eventuell bei einem lüsternen Lächeln zu ertappen, aber Fehlanzeige. Das wird eine harte Nuss, dachte ich bei mir. Doch je mehr Carmen versuchte, sich meinen Aufdringlichkeiten zu entziehen, um so faszinierender wurde sie.
Wie bescheuert musste man eigentlich sein, damit man die Frucht auf den untersten Zweigen ausschlägt, nur um an die Ernte in der Krone zu gelangen. Aber mal sehen, vielleicht bekam ich ja auch beide Mädchen. Mein Ehrgeiz war geweckt und der Jagdtrieb übernahm den Rest.
„Voilà!“, sagte ich und zwängte mich die letzten drei Sprossen bis auf´ s Dach. Meine helfende Hand schlug das kleine Luder wie erwartet aus, und ich konzentrierte mich auf Selina.
„Was gab es hier oben so ewig zu quatschen?“, wollte diese gereizt wissen.
„Nichts, was du nicht schon wüsstest, schließlich bist du ihre Freundin, oder ist sie nur die Deine?“, erwiderte ich.
„Nein, die Freundin von der ich vorhin sprach, ist noch auf dem Bankett. Carmen habe ich auf der Toilette kennen gelernt. Frauen sind da sehr kommunikativ, musst du wissen. Sie erzählte mir, dass sie noch einen Typen für die Nacht sucht, und ich gab ihr zu verstehen, dass ich da gerade an einem dran bin, den ich bereit wäre zu teilen, da ich den schönen Körper einer Frau auch nicht verachte.“
Mir fiel es wie Schuppen aus den Haaren. Ich war echt sprachlos. „Gut, wo das nun geklärt ist, können wir ja zur Tagesordnung übergehen.“, stotterte ich.
„Nicht so schnell, Adonis! Das gehört alles zum Vorspiel!“
„Na da bin ich ja mal gespannt, wie der ersten Akt endet.“, und damit zog ich sie auf das Dach und schloss das Gitter hinter mir.
Der Kies knirschte unter unseren Füssen, während wir auf die bepflanzte Terrasse zusteuerten. Über uns zogen die Sterne ihre gewohnte Bahn und ein laues Sommerlüftchen streifte mein Gesicht. Doch irgendwie war mir jeglicher Sinn für Romantik in den letzten drei Minuten abhanden gekommen. Diese Offenbarungen waren doch etwas zu viel für mich. Hätte ich doch nur auf den beschissenen Kellner gewartet und Versages Kleiderständer einfach ignoriert. Ein zickiges Prinzeschen und eine verkappte Lesbe, was konnte da wohl noch kommen. Vielleicht entpuppte sich das ganze Szenario als Versteckte Kamera bei Lilo Wanders. Wo war ich da nur wieder hinein geraten. Ich wollte mir doch nur gepflegt zwei Flaschen Wein in den Kopf schütten und die ganze Bagage in diesem Kaff vergessen. Ich beschloss die Beiden so richtig auflaufen zu lassen. Wo war eigentlich der Wein.
Die beiden Mädchen standen auf der Terrasse und starrten in den Nachthimmel. Ich gesellte mich zu ihnen. „Wahnsinns Aussicht!?“, sagte ich, stierte dabei jedoch auf die beiden vortrefflichen Hintern, die sich mir darboten.
„Wenn man bedenkt, dass wir zum Ficken hier hoch gekommen sind, dann ja!“, antwortete Carmen.
Da war schon der nächste Schlag. Allmählich kotzte mich meine defensive Position mächtig an.
„Man hat sich also entschlossen die Masken fallen zu lassen, ja?“, fragte ich rhetorisch.
„Was für Masken? Ich habe nie vorgegeben, etwas anderes zu wollen.“, sagte Selina und drehte sich zu mir um.
„Doch leider bist du nur ein Mann und wir mussten dir die Zügel aus der Hand nehmen, wenn wir auf unsere Kosten kommen wollten.“, ergänzte Carmen den Satz.
Und noch ein Schlag. „Scheiße, wie kam ich aus dieser verfahrenen Kiste wieder raus?“ – überlegte ich. „Du musst um jeden Preis die Initiative an dich reißen!“, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf.
„Wie wär´s dann, wenn mir eine von euch gepflegt einen bläst, damit wir dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren!“, griff ich auf meinen bewährten Zynismus zurück.
„Ich denke nicht, dass wir schon soweit sind.“ Daraufhin raffte Selina den Saum ihres Kleides und hob ihn bis kurz über den Schoss. Jetzt konnte ich im schwachen Schimmer des Lichtes, das nur spärlich aus dem Treppenhaus fiel, ihre wunderschönen Beine in voller Länge sehen. Mein Blick glitt hinauf zu der weißen Spitze und dem imaginären Dreieck, das sie bildete, dann über den flachen Bauch und die festen Brüste, die sich deutlich durch den dünnen Stoff abzeichneten. Carmen indessen, ging gemächlich um Selina herum und versenkte ihre Hand im Schritt der Freundin. Mit gespreizten Fingern fuhr sie vor meinen Augen immer wieder bis tief zwischen die Beine. Während ihre andere Hand durch den Stoff des Kleides mit den Brüsten spielte. Selina lehnte sich zurück und Carmen küsste ihr sanft die Schultern und den Hals. Dabei wendete sie jedoch keinen Moment ihren Blick von mir. Sie wollte sehen, wie mich diese Gesten erregten, wie ich mich wand und allmählich die Beherrschung verlor. Das reizte sie. Es war genau der Kick, den sie suchte. Ich sollte ihre Vorurteile und Klischees erfüllen, die sie von Männern hatte – triebgesteuert, unbeherrscht, pervers.
„Gefällt dir das?“, flüsterte sie, „Dann lass es uns sehen!“
Jetzt hafteten auch die Augen von Selina auf mir. Währenddessen verstärkte sie mit der rechten Hand den Druck ihrer Freundin im Schoß. Ihre Linke wanderte, hinter den Rücken. Ich konnte nur erahnen, wie sie gerade Carmens Geschlecht ertastete.
„Okay Mädels, ich lass euch jetzt wieder allein. Ihr kommt ja wunderbar zurecht.“ Damit nahm ich die Flasche Wein, die neben Selina auf dem Terrassentisch stand, und wollte mich gerade zurückziehen, als Carmen flink nach meiner Hand griff.
„Soll ich dir etwas verraten? Ich trage kein Höschen?“
„Ein anderes Mal.“, soufflierte ich, entwand meine Hand ihrem Griff und verließ das Dach über das Treppenhaus.
Beide Mädchen folgten mir einige Minuten später. Wir genossen den Rest des Weins in der Lobby der Bibliothek zwischen Bergen von Wissen und einer anregenden, grünen Notbeleuchtung. Später schlenderten wir zurück auf die Party, oder das, was noch davon übrig war. Wir verabschiedeten uns mit einem langen Kuss, während die Blicke der letzten Gäste auf uns ruhten. Erst küsste Selina mich, dann Carmen. Anschließend schloss mich Carmen in ihre Arme und jeder ging seiner Wege.
Carmen schrieb mir nachfolgend aus Mailand auf einer verspielten Postkarte: „Danke für dein Verständnis und unser kleines Geheimnis. Es war ein jahrelanger Traum von mir. Danke, dass du mitgespielt hast.“ Von Selina habe ich nie wieder etwas gehört. Ich, für meinen Teil, werde diese voyeuristischen Einblicke und fesselnde Offenbarung weiblicher Phantasie nie vergessen, auch wenn ich nur eine unbedeutende Rolle in diesem Intermezzo gespielt hatte.

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