Danching art

Lost in transformations - Teil 3

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Yupag Chinasky

Sie war voller Wut und Ohnmacht und hoffte, mit diesem Blick den Affen zu verunsichern, doch der dachte immer noch nicht daran, sein perfides Spiel zu beenden. Im Gegenteil, er raunzte die Geisha an, weiter zu tanzen und die Ikebanafrau, sie solle Musik machen. Während letztere sofort gehorchte und den „Nachmittag eines Fauns“ erneut auflegte, ihre Musikauswahl war eng begrenzt, zögerte die Geisha erneut und erst ein weiterer, heiserer Schrei brachte sie dazu, sich lustlos zu drehen und   sich zögerlich in den Hüften zu wiegen. Sie wusste, dass alles, was sie noch zu bieten hatte, reine Makulatur war, nur noch drittklassige Kunst und sie merkte auch sehr rasch, dass der Alte sie gar nicht mehr beachtete, dass er zwar zu ihr hin, aber zugleich durch sie hindurch blickte, dass er wie verträumt in eine ungewisse Ferne starrte und sie weder als Tänzerin und schon gar nicht als Frau wahrnahm.

Und so war es in der Tat, denn der tänzelnden Geisha galt die Aufmerksamkeit des alten Mannes in dieser Phase nicht mehr. Seine Gedanken schweiften ab, flogen viele Jahre zurück, in eine Zeit, als er jung war und die Zukunft vor ihm lag und all seine Träume schön waren und erfüllbar schienen. Sie konzentrierten sich auf den ersten Abend, den er in Gesellschaft von Kollegen und Vorgesetzten und auf Kosten der Firma in einer Bar verbracht hatte. Er, damals ein junger, schüchterner Spund, war mitgenommen worden, um in das Ritual der geselligen Nacharbeit und des fast ritualisierten Nachtlebens eingeführt und so in den Kreis der Angestellten aufgenommen zu werden. Die Männer, in der Firma arbeiteten ausschließlich Männer in verantwortlichen Positionen, gingen regelmäßig in eine Bar oder in ein Teehaus, um sich bei den Geishas mit Gesang und Tanz, mit eleganter Konversation und reichlich Sake verwöhnen zu lassen.

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