Danching art

Lost in transformations - Teil 3

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Yupag Chinasky

Zwischen den Blumen waren Kerzen in kleinen Laternen platziert, die dem vorherrschenden Weiß eine warme, gelbe Nuance hinzufügten. Die Ikebanameisterin verwendete keine anderen Farben, nur diese Nichtfarbe. Weiß war für sie das Symbol der Reinheit und die angemessene Form, um Schönheit und Vergänglichkeit zum Ausdruck zu bringen. Dies war ihr auch an diesem Abend gelungen, die Wirkung dieser monochromen, lebenden Installation war überwältigend, die Ästhetik der Vielfalt in einer scheinbaren Gleichförmigkeit höchst beeindruckend.

Der Alte, wieder auf seinem Sofa sitzend und der schrille Fotograf, der erneut beauftragt worden war, das Happening abzulichten waren sehr angetan und lobten die Raumkunst einhellig. Auch die Ikebanameisterin war stolz, zeigte ihren Stolz aber nicht, denn Anerkennungen war sie gewohnt. Ungewohnt, auch für sie, waren allerdings die Dimensionen, in denen sie hier hatte schwelgen dürfen. Eine solche Fülle an floraler Kunst in einem Wohnraum hatte sie noch nie erschaffen. Sie war sehr zufrieden und verbeugte sich. Dann schickte sie ihre Helferinnen aus dem Raum, sie würden später wieder kommen, zum Abräumen und Abbauen und zum sorgsamen Abtransport all der kleinen Kunstwerke. Die Vorbereitungen waren getroffen, das Happening konnte beginnen. Die Ikebanafrau, auch für die Beschallung zuständig, schaltete die Musik ein.

Aus den in der Dekoration versteckten Lautsprechern erklang Debussys „Nachmittag eines Fauns“. Es war der Wunsch des Hausherrn gewesen, den Abend mit westlicher Musik zu beginnen, denn er demonstrierte gerne seine Weltläufigkeit mit Anleihen aus der westlichen Kultur. Die Auswahl hatte er, mangels konkreter Kenntnisse, jedoch der Blumenfrau überlassen. Diese wählte üblicherweise klassische fernöstliche Weisen als akustische Untermalung ihrer Arrangements und verstand auch nicht viel von diesen fremden Klängen.

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