Nun gut, eine Zugabe, warum nicht, dachte sie und riss sich zusammen. Doch der alte Lüstling war nicht zufrieden, er drängte auf mehr, auf schneller, auf eleganter, obwohl er merken musste, wie müde sie war, dass sie nur noch unwillig und unkonzentriert herum torkelte, anstatt elegant dahin zu schweben. Als sie erneut erschöpft stehen blieb, forderte er sie unnachgiebig auf, nach noch einem Tanz und dann noch einen. Seine Stimme wurde immer lauter, immer harscher, er brüllte sie an, sie solle tanzen, weiter tanzen, dazu sei sie da, dafür habe er bezahlt, viel bezahlt. Und sie tanzte, stolperte, wankte durch die Blumen, verdrehte ihren Leib, hielt den Kimono fest, presste den Obi an den Bauch. Sie war nun völlig erschöpft, alles war nur noch Qual. Sie schwor sich, nur noch diesen einen Tanz und dann ist Schluss und genau das rief sie auch ihrem Antreiber zu, nur noch diesen einen Tanz, dann höre sie auf, dann gehe sie, dann habe sie genug geboten für sein Geld und für alles Geld dieser Welt würde sie nicht weiter tanzen. Der Alte lacht nur höhnisch.
Auch die Meisterin des Ikebana war ratlos, sie hatte für den erneuten Tanz nicht genug Musik dabei und musste Stücke wiederholen, den „Nachmittag eines Fauns“, die klassischen Weisen, sogar die Popscheiße. Musik, auf die es nun überhaupt nicht mehr ankam. Nur der Fotograf sah die Situation pragmatisch. Er hatte die kurze Phase des Mitleids mit dem Opfer und auch die Wut auf den Alten überwunden und fand perverser Weise sogar Gefallen an dieser unwürdigen Situation. Ein Mann hetzte eine Frau durch eine Blumenlandschaft, drängt sie, etwas zu tun, was sie längst nicht mehr wollte und konnte. Es waren Szenen der Verzweiflung und der Macht, die sich vor seiner Linse abspielten und die er in immer neuen Bildern festhielt. Bilder der Ausbeutung und der Gewalt, Motive aus den Niederungen menschlichen Verhaltens.
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