Das lag ihm, das waren Szenen, die er wollte, das waren Bilder nach seinem Geschmack, Fotos, die zu machen, ihm schon immer vorschwebten. Das, was er hier aufnahm, war anders als des ewigen, dürren Modells oder gar die langweiligen Blümchen. Er war wieder ganz bei der Sache und verfolgte die verzweifelte Geisha mit seiner Kamera und hielt fest, wie dem wütenden Alten auf seinem Sofa nach mehr Tanz rief. Er näherte sich beiden, suchte die beste Perspektive, wollte die Gesichter einfangen, in denen sich die Gefühle spiegelten, nicht nur dass des geifernden Alten, auch die arme Frau bedrängte er ohne Mitleid und ohne Scham vor ihren Leiden. Diese war, nach den endlosen, sinnlosen Zugaben völlig erschöpft, eine atemlose, ausgebeutete, verhöhnte alte Frau, die nicht mehr wollte und nicht mehr konnte und sich schließlich endgültig weigerte, weiter zu tanzen. Sie blieb stehen, rückte den Kimono zurecht, presste den Obi noch heftiger gegen den Bauch und machte sich auf den Weg in Richtung Bad, den Ort der Zuflucht und der Rettung. Doch da rastete der Alte aus. Er sprang auf, sprang tatsächlich auf, wie nach einem Bad in einem Jungbrunnen, ein wieder jung gewordener Alter, eilte zu einem Gestell mit Samuraischwertern an der Wand hinter dem Sofa. Er packte das größte und rannte, es über seinen Kopf schwingend, auf die entsetzte Frau zu und versperrte ihr den Weg in das Bad. Dabei rief er unentwegt, die Hure solle tanzen, tanzen, tanzen. Und das tat sie dann auch, weglaufen hätte sie nicht können, wohin auch. Sie rannte vor dem Alten her, lief durch den Raum, immer an der Fensterfront entlang, lief durch die weißen Blumen, immer im Kreis. Und der Alte hoppelte hinter ihr her und ließ sein Schwert unablässig durch die Reihen der Blumen tanzen. Er köpfte die Gestecke, zerstörte die Blüten, warf die kunstvollen Gestelle um. Dann trampelte er auf den Resten herum und war dabei immer der Frau auf den Fersen, hielt aber doch Distanz.
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