Dann gab er ihnen die Briefumschläge mit dem Honorar, auch dem Fotografen, obwohl der das Geld der Geisha schon an sich genommen hatte. Beide bedankten sich mit tiefen Verbeugungen, wie es sich gehörte, wie es die Etikette forderte und trotz allem, was vorgefallen war. Dann war der Alte allein, ein wenig verstört, ein wenig traurig, aber auch trotzig. Er wollte nicht begreifen, dass aus dieser lieblichen, kindlichen, raffinierten, herzlosen, unverschämten Maiko, wie er sie in Erinnerung hatte, eine solche alle Vettel und Spielverderberin geworden war.
Der Mann am Computer hatte andere Probleme. Die Datenmenge, die ihm der schrille Fotograf zugeschickt hatte, war wieder sehr groß. Hinzu kam, dass er mit den ersten Bildern wieder nur recht wenig anfangen konnte. Sie waren konventionell, nicht aufregend und schon gar nicht anregend. Was sollte er aus diesen Blümchenbildern machen? Wie diese hübsch arrangierten Blumenbestecke, die prächtige, großzügige Blumenlandschaft in der Traumwohnung in aussagestarke Bilder umsetzen? Er konnte sich für diesen neuen Auftrag erst erwärmen, als die Geisha in dem Blumenmeer auftauchte. Erst als die schlanke Gestalt in ihrem hellblauen Gewand durch die weiße Pracht wandelte, tänzelte, sich bog, den Körper verrenkte, die Arme hob und senkte, ab und zu mit ihrem Fächer fächelte und dabei immer dasselbe, starre, dick geschminkte Gesicht, mit dem rote Mündchen und den schwarzen Augen zeigte, ohne sichtbare Regungen und anscheinend auch ohne Gefühle, stieg sein Interesse. Das war ein gutes Motiv, das war es Wert, weiter bearbeitet zu werden. Er überlegte, wie er die Bewegung des Tanzes in ein statisches Bild umsetzen könnte, wie er die Geschmeidigkeit und die Eleganz der Frau zum Ausdruck bringen könnte. Doch dann kam die nächste Serie und die faszinierte ihn noch mehr, besonders das Bild der alten, nackten, faltigen, mageren Frau, die mit unendlich traurigem, verängstigtem Blick und mit ausgestreckten Armen wie eine Gekreuzigte dastand.
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