Danching art

Lost in transformations - Teil 3

7 30-46 Minuten 0 Kommentare
Danching art

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Yupag Chinasky

Sie war in vollem Einklang mit sich, mit der Musik und der wunderbaren Dekoration.  
Dann endeten die klassischen Weisen, die Musik wechselte zu kitschigem Softpop, piepsende Frauen, röchelnde Männer, brummende Bässe, klirrende Gitarren, wimmernde Keybords, dröhnende Schlagzeuge.  Die intime Stimmung war dahin und der Zauber des klassischen Tanzes verflogen, denn die Geisha konnte mit dieser Popscheiße einfach nichts anfangen. Nach ein paar hilflosen, aber vergeblichen Versuchen, wieder Harmonie in ihre Bewegungen zu bringen, trippelte sie zu der weißen Vase und versuchte dort ein paar letzte Tanzschritte, ein paar mühsame Armbewegungen, versuchte sich diesem hektischen, tanzfeindlichen Rhythmus anzupassen, wollte wenigstens noch zu einem versöhnlichen Abschluss ihrer Darbietung kommen, doch was sie tat, erinnerte eher an Gymnastik oder Aerobic als an harmonische, verinnerlichte Tanzkunst. Schließlich sah sie ein, dass sie bei dieser Musik nichts mehr zustande brachte, blieb regungslos stehen und wartete, dass die Ohrenqual ein Ende haben möge.

Als sie eine Weile untätig dastand, merkte auch die Ikebanafrau, wie unpassend die Musik war und stellte sie ab. Die Geisha war erlöst und glaubte, dass nun auch ihr Auftritt beendet sei. Sie verbeugte sich vor dem Gastgeber, schlüpfte in ihre Sandalen, hob den Fächer auf und schickte sich an, den Platz vor der Fensterfront, zu verlassen. Aber das stieß bei dem Alten auf keine Gegenliebe. Erst winkte er ihr herrisch zu, weiterzumachen, dann unterstützte er seine Gesten mit ein paar heiseren, dahin gebellten Worten. Die Frau erschrak, verbeugte sich erneut und nickte ihm zu. In ihrem stark geschminkten Gesicht war keinerlei Regung zu erkennen, weder Zustimmung noch Ablehnung, weder Freude noch Unwillen. Sie begann wieder zu tanzen, jedoch nur ganz kurz.

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