Sie machte ein paar Schritte in eine, ein paar in eine andere Richtung, dabei hielt sie sich krampfhaft an dem großen Fächer fest und vollführte schließlich einige Drehungen. Mitten in einer Drehung blieb sie stehen, das Gesicht dem Fenster, den Rücken dem Alten zugewendet. Sie legte den Fächer auf den Boden und nestelte mit beiden Händen an ihrem komplizierten Gürtel, öffnete ihn und wickelte ihn sorgfältig ab, löst ihn von der Taille. Als sie fertig war, legte sie ihn sorgfältig neben den Fächer und dann, begann sie, für die Gaffer nur unzureichend einsehbar, ganz langsam den Kimono zu öffnen und streckte, statt ihn abzustreifen und ebenfalls auf den Boden zu legen, die Arme waagrecht zur Seite und zog so das schwere Gewandt in die Breite, bis der hellblaue Stoff mit den Kirschzweigen eine große Fläche bildete. Von der Geisha war hinter dieser Fläche nur wenig zu sehen. In der Mitte am unteren Rand schauten die Fersen in den knappen, weißen Söckchen, auf den hohen Holzsandalen hervor und in der Mitte des oberen Randes leuchtete der helle Nacken mit den stilisierten Schamlippen, darüber der Turm aus schwarzen Haaren mit dem schwach glänzenden Perlmuttkamm. In dieser Stellung blieb die Geisha einige Zeit regungslos stehen. In dem Raum war es still. Die Ikebanafrau hatte keine neue Musik aufgelegt, der schrille Fotograf hatte aufgehört, mit seiner Kamera zu klicken und der Alte auf dem Sofa starrte gebannt auf die hellblaue Fläche vor der Glitzerwelt und dem Regen verhangenen Himmel. Von dieser Fläche ging eine magische Wirkung aus. Die Betrachter ahnten, dass sich dahinter eine Veränderung verbarg, dass die Geisha ein Geheimnis enthüllen würde. Die Spannung stieg, als sie sich schließlich ganz langsam um die eigene Achse drehte, Grad für Grad, Zentimeter für Zentimeter. Die hellblaue Front mit den Kirschzweigen verschwand und stattdessen erschien eine tiefblaue Fläche ohne jegliches Muster.
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