Streng, herrschsüchtig und kühl sadistisch zu sein, wird von einer Domina erwartet – Daria aber kochte. K. war sich nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, unter einem fiktiven Allerweltsnamen einen Termin in ihrem Studio zu buchen. Zu einer Entscheidung war er aber nicht mehr fähig, wie sie so energisch den Flur entlang stakste auf atemberaubend hohen Stilettos, in engen, prallen Leggins aus schwarzem Lack. Von unterhalb jeder ihrer prächtigen Pobacken verlief eine enge Schnürung in hunderten Metallösen hinunter bis zu den Fesseln und ihr Becken war so breit, dass man im Schritt zwischen ihren schlanken Beinen durchsehen konnte. Von oberhalb der Pofalte verlief durch ihren Schritt nach vorne bis zum Venushügel ein enger Streifen mit einer doppelten, im Zickzack genieteten Reihe Druckknöpfe, ein Metallring an jedem Ende.
Schwarz waren auch das enge Lederoberteil mit weitem Dekollete, ihr Haar, das sie in einem wippenden Pferdeschwanz streng nach hinten gebunden hatte, und die bis zu den Ellbogen reichenden Handschuhe aus Satin. Da sie ihm die Tür nicht vor der Nase zugeschlagen hatte, folgte er gebannt ihren schwingenden Hüften. An der Wand des Flurs zur Lounge hing ein übergroßes Poster von Daria Zaritskaya aus dem Video Back in Black. Daher also der Name, die Ähnlichkeit war verblüffend. K. kannte sie bisher als Carolin Hartmann.
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Frau Hartmann hatte bei ihrer ersten Begegnung etwas verloren auf dem unbequemen Besucherstuhl vor K. 's Schreibtisch gesessen, unauffällig gekleidet und geschminkt, verstimmt, aber eher zurückhaltend auftretend. Die Auswirkungen einer Scheidung behördlich nachzuarbeiten war kein angenehmes Thema, aber allgemein ein Routinevorgang. Wollte aber einer der beiden Ehepartner den Rosenkrieg auf allen Ebenen führen, so konnte das sehr unangenehm werden.
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