Das Duell

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Das Duell

Das Duell

Jürgen Lill

Aber ganz ehrlich: Auch von uns Herren waren einige dabei, deren Begabung für diesen Sport weit geringer war, als ihre große Klappe jemals hätte vermuten lassen. Jedenfalls kam es wie es kommen musste: Die Damen fühlten sich ernsthaft in ihrer Ehre gekränkt, nachdem wieder einige Herren sich dazu berufen gefühlt hatten, sie während des Trainings auslachen zu müssen. Und zur großen Verwunderung der vorlauten und plötzlich sehr verunsicherten Herren forderten uns die Damen am Ende der Stunde tatsächlich zum Duell. Unser bester Mann gegen ihren besten; bzw. ihre beste Fechterin. Ich fand die Situation sehr amüsant und sah mich selbst auch nur als unbeteiligten Zuschauer und Zeugen. Schließlich hatte ich mich niemals in irgendeiner Weise abfällig über die Damen geäußert. Aber als wir Männer uns in unsere Garderobe zur Beratung zurückzogen, waren sich plötzlich alle einig, sogar unser Trainer, dass ich unsere Gruppe vertreten sollte.
„Oh nein, Freunde; mich geht das Ganze nichts an. Ihr habt Euch die Sache eingebrockt, jetzt seht auch zu, wie Ihr da wieder rauskommt. Ich schlage mich jedenfalls nicht mit einem Mädchen.“
Hank, unser Trainer, stoppte den Redeschwall all der anderen, die auf mich einredeten, nahm mich bei der Schulter und zog mich ein wenig auf die Seite.
„Hör zu, Michael“, begann er „hier geht es nicht darum, eine Schuldfrage zu klären, sondern ganz einfach nur um einen sportlichen Wettstreit. Und die Regeln besagen: Unser Bester gegen ihre Beste.“
„Warum trittst Du dann nicht an?“
„Erstens bin ich der Trainer. Und zweitens glaube ich nicht, dass ich Dir noch etwas beibringen kann.“
„Du willst mich bei meinem Stolz packen, ja!?“
„Muss ich das? Du bist von der Gruppe einstimmig gewählt worden. Die Frage ist jetzt nur, ob Du genug Teamgeist besitzt.“
Okay, damit hatte er meine schwache Stelle gefunden. Also fragte ich nach kurzem Zögern: „Wie sind die Regeln?“

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