Doch dann konnte Sophie wieder ausgleichen. Jetzt ging es um den dritten, alles entscheidenden Punkt. Wir waren jetzt beide vorsichtiger, wollten uns keine Blöße geben und keinen Fehler begehen. Diese letzte Runde dauerte sehr lange. Es war ein Spiel, ein Abtasten, ohne sich dabei in Gefahr begeben zu wollen, sich gegenseitig immer beobachtend und belauernd, darauf wartend, dass der andere einen Fehler macht. Aber keiner von uns ließ sich provozieren oder aus der Deckung locken. Doch plötzlich sah ich meine Chance. Ich machte einen Ausfall und ich traf. Im gleichen Moment war ich mir aber auch bewusst, dass ich auch getroffen worden war. Und die Auswertung zeigte, dass wir uns absolut gleichzeitig getroffen hatten. Es konnte also keiner von uns diesen letzten Punkt für sich verbuchen. Vereinbart waren drei Treffer und dreimal hatten wir getroffen – jeder von uns! Eine Verlängerung gab es nicht, obwohl sich einige der vorlauten Herren dafür stark machen wollten. Aber andere stellten dann doch die Möglichkeit, dass ich verlieren könnte, in den Raum, und so verstummten auch die Antragsteller für die Verlängerung wieder. Nachdem auch Sophie und ich auf eine Verlängerung verzichteten, hatten wir also ein klassisches Unentschieden.
Sophie trat zu mir heran und wir reichten uns die Hände. Dabei fragte sie mich mit ihrer samtweichen Stimme und ihrem bezaubernden Akzent leise hinter ihrer Maske hervor: „Und, was wünscht Du Dir?“
„Ich habe nicht gewonnen“, antwortete ich unsicher, worauf sie entgegnete „Ich wünsche mir aber etwas!“
„Und was wäre das?“ fragte ich.
Sophie kam nah an mich heran, bis unsere Fechtmasken sich berührten und flüsterte: „Ich weiß, wer Du bist und möchte heute die Nacht mit Dir verbringen!“
Fast hätte es mir die Sprache verschlagen und mein Herz pochte mir bis in den Hals, als ich ebenfalls flüsternd antwortete: „Dann haben wir denselben Wunsch, Sophie!“
Das Duell
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