Melchior, trotz fehlender Eloquenz ein scharfer Denker, meinte einen Zusammenhang zu erkennen zwischen Kuniberts gegenwärtigem Befinden und dem geheimnisvollen Inhalt von Stines Säckchen. Dies umso mehr, als Stine die Prozedur am folgenden Mittag wiederholte. Braunpilzsuppenduft erfüllte den Raum, es gab Melissentee und kernig-schmackhaftes Brot, was aber Kunibert nicht daran hinderte, in grossem Schwall über den appetitlich hergerichteten Tisch zu kotzen.
Damalige Frauen waren nicht gerade zartbesaitet und konnten mit allerlei Situationen umgehen. Ruhig erhob sich Stine, begleitete ihren Mann zur Schlafstatt, entkleidete ihn und säuberte ihren Gemahl und anschliessend die Küche.
Kurz darauf verschied Kunibert, und nun hatte Melchior nur noch Stine, die Herrin. Sie war gut zu ihm, und ein paar Wochen später war da die Nacht, in der sie ihn grosszügig an ihren Wonnebrüsten nuckeln liess. Melchior, der noch nie an einer weiblichen Brust gelegen hatte, verspürte ein unaufhörliches Summen in seinem Kopf und seinem Herzen, und sein enormer Schaft zwischen den Beinen war kaum mehr zu bändigen. Stine schien das zu erahnen, tastete mit sibyllinischem Lächeln zwischen Melchiors Schenkel und verschaffte ihm mit ein paar geschickten Handbewegungen Erleichterung. Melchior kippte vornüber, gab einen tiefen, urigen Laut von sich und sank in sich zusammen. Stine lächelte ahnend, wusste aber gleichzeitig, dass Melchior nichts würde weitererzählen können. Ihm fehlte die Sprache nahezu vollständig.
Weil Melchior trotz – oder gerade wegen seines guten Aussehens im Dorf geplagt wurde, nahm sein Leben jetzt, nach Kuniberts Tod, an Härte zu. Er wurde für kleinste Versehen ausgepeitscht, eine Nacht lang nackt an den Dorfbrunnen gebunden, er wurde mit Honig bestrichen und Bienen ausgesetzt, er wurde über die Ährenfelder gejagt, und einmal wurde er von mehreren Bauern gleichzeitig bewusstlos geprügelt.
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