Das Fest der Glockenbrustbäuerinnen

19 14-22 Minuten 0 Kommentare
Das Fest der Glockenbrustbäuerinnen

Das Fest der Glockenbrustbäuerinnen

Anita Isiris

Auch von ihnen waren Lustschreie zu hören, was die anderen Besucher der Schenke sexuell animierte.

Nur Melchior war als einziger nicht willkommen. Niemand gönnte ihm Dünnbier und Salzbrezel, Melchior war aussen vor.

Da entsann er sich des prall gefüllten Leinensäckchens von Stine. Was hatte sie ihrem Kunibert wohl unters Bier gemischt? Melchior wusste es nicht. Er meinte sich nur zu erinnern, dass Stine kurz zuvor Korn gemahlen hatte.

Melchior war klar, dass er Stines uneingeschränktes Vertrauen genoss. Schon mehrmals hatte sie ihm seit Kuniberts Tod Lust bereitet, und seine Schläfen pulsierten, wenn er an ihre riesigen Lustdrüsen und an ihre kräftigen, liebevollen Hände dachte. In einem unbeobachteten Moment schlich er sich in Stines Küche; das Säckchen war an Ort und Stelle. Er schüttete die Hälfte in ein leeres Gefäss und füllte Stines Säckchen mit Salz. Salz war ein wertvolles Gewürz, aber der bescheidene Handel des verstorbenen Hausherrn ermöglichte Stine auch diesen Wohlstand. Er schüttelte Stines Säckchen, stellte es zurück, grunzte befriedigt und versteckte das Tongefäss unter seinem Wams.

Dann, tief in der Nacht, als die Schenke leer und die letzten Gäste nach Hause getorkelt waren, schlich der von allen unterschätzte Melchior zur Hintertür. Er wusste, dass Sebastians Töchter dort das Bier zapften. Vorsichtig schob er den Riegel zurück und atmete freudig auf, als er sah, dass in der Mitte des nach Weizen duftenden Raums ein einziges riesiges Fass aufgestellt war. Er fand eine morsche, flüchtig gezimmerte Leiter, kletterte in die Höhe, zog das Tongefäss unter seinem Wams hervor und schüttete den Inhalt in die Bierbrühe. Dann vernahm er hinter sich ein Geräusch. Keine Sekunde zu früh sprang er wieselflink von der Leiter und versteckte sich zwischen zwei Holzstössen. Sebastian betrat den Raum, im Schlepptau eine seiner beiden erwachsenen Töchter. «Zeig mir Deine Punze», forderte er sie auf. Das klamme, scheue Mädchen schien sich derlei gewohnt zu sein und öffnete sich für ihren Vater. Melchior war seltsam berührt. Einerseits erregte ihn Linas schwarzes Dreieck, das er so aus nächster Nähe zu sehen bekam, anderseits schauderte ihn das Unrecht, das der reiche Sebastian seine jüngeren Tochter Lina antat. Wie ein Berserker fuhr er in sie hinein, beachtete ihre Schreie nicht, stiess zu… bis er nach kurzer Zeit mit einem animalischen Laut über ihr zusammenbrach.

Dies war der Moment, in dem Melchior mit Herzklopfen die Bierscheune verliess und sich auf den Weg zu seinem Strohsack machte, auf dem er alsbald einschlief.

Nach einem weiteren harten Arbeitstag, an dem ihm mehrere junge Männer die Ohren blutig gerissen hatten, ahnte Melchior seinen Moment als gekommen. Er beobachtete, zwischen zwei Büschen versteckt, die Schenke. Rasch war sie wieder übervoll, und die durstigen Männer wollten nur eines. «Dünn – Bier, Dünn – Bier», schrien sie im Chor. Das bekamen sie, serviert von glockenbrüstigen Schankmägden, die ihnen den Verstand raubten, besonders dann, wenn sie sich zum Einschenken nach vorn beugten. Da brachte manch einer seine Augen nicht mehr in die Höhlen zurück. Zufriedenes Grunzen machte sich breit, und schon lehnte sich Melchior enttäuscht zurück

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 7251

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben