Aber weil Frauen in jenen Jahren sehr gesprächig waren, kam die Rede rasch auf den ahnungslosen Melchior. Nicht nur Fulda hatte er genommen, nachdem sie ihn gereizt hatte, sondern auch Maria, Kalina, Susanna und Katie.
Das Jahr ging herum, es wurde Frühling, und es kam der Tag, an dem sich die Glockenbrustbäuerinnen am Dorfbrunnen besprachen. Sie versicherten sich, dass Melchior nicht in der Nähe war, verfügte dieser doch über ein feines Gehör. Die innere Hexe kitzelte die Frauen. Ihnen war zugetragen worden, dass in der Umgebung zahlreiche unglückliche Geschlechtsgenossinnen nackt an Pfähle gebunden wurden, öffentlich zur Schau gestellt, dass sie ausgepeitscht wurden für nicht verübte Sünden, und dann, vor grölendem Volk, den Flammen preisgegeben wurden, auf dass ihre verderbten Seelen gereinigt würden.
Solcherlei Schauermärchen weckten Trotz in den Seelen der Glockenbrustbäuerinnen, und sie wollten es sich wohl ergehen lassen. In Baumdorf fühlten sie sich sicher – umso mehr, weil ja nun schon seit längerm kein Männerfuss mehr die Gegend betreten hatte.
Und die Frauen beschlossen, am ersten Mai das Walpurgisfest zu feiern. Das Glockenbrustbäuerinnenfest. Sie wollten sich aber nicht nur an mannigfaltigen Leckereien laben und mehrere Schweine schlachten, es sollte auch für ihr sinnliches Wohl gesorgt sein. Dazu würden sie Melchior benutzen.
Flugs ging die Zeit ins Land, und die Frauen begannen emsig mit den Vorbereitungen. Körbeweise Braunpilze schleppten sie an, mästeten Hühner und Schweine, trockneten allerlei Kräuter, buken die ersten Brote, und Melchior konnte sich der zahlreichen Einladungen zum Abendessen kaum erwehren. Stine, nach wie vor seine Herrin, konnte sich einer gewissen Eifersucht nicht erwehren – andereseits gönnte sie ihren Nachbarinnen zwischendurch leibliche Freuden. In Melchior steckte so viel Manneskraft, dass es für ein Schäferstündchen mit Stine immer reichte.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.