Im Schwarzwäldischen entwickelte sich im ausgehenden 17. Jahrhundert, inmitten von Patriarchen und weiteren Potentaten, eine etwas andere Gesellschaftsform. In einem kleinen Dorf lebten etwa 80 meist jüngere Frauen im gebärfähigen Alter, und sie hatten ein gemeinsames Merkmal. Enorme, ausladende Brüste. Ihre Brüste waren dergestalt, dass sie den wohlgenährten Kühen in ihren Ställen Konkurrenz machten, denn auch diese hatten Euter so prall und fest, dass es eine Freude war, sie zu melken.
Das Besondere war die Männerlosigkeit des kleinen, abgeschiedenen Dorfs, das heute in Vergessenheit geraten ist. Einen Ehemann, Vater und Bauer um den anderen hatte eine schwere Krankheit heimgesucht, die aus nie ganz geklärten Gründen nur Männer befallen hatte. Die Symptome waren erschreckend und unumkehrbar. Erst kam es zu einem Hautkribbeln, zu Empfindungsstörungen und Lähmungserscheinungen. Diese Lähmungen waren dergestalt, dass sich die Männer nicht mehr um ihre Äcker kümmern konnten und kläglich dahinsiechten, versorgt von ihren hingebungsvollen grossbusigen Frauen, aber dennoch unaufhaltsam auf dem Weg zur Hölle. Dann starben Finger und Zehen ab, es kam somit zum gefürchteten Gangrän und zu Nekrosen. Weitere Allgemeinsymptome waren Erbrechen, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, Kopfschmerzen, Ohrensausen und Durchfall. Der darauffolgende Atem- und Herzstillstand führte dann zum erlösenden Tod.
Einziger Überlebender war Melchior, der Dorftrottel. Er war, im Unterschied zu vielen anderen Dorftrotteln, von ansehnlicher Gestalt, und es ging schon lange die Kunde, dass er ein Gemächt von enormen Ausmassen sein Eigen nennen durfte. Melchior war allerdings geistig nicht ganz auf der Höhe, was sich darin äusserte, dass er keinen anständigen Satz zustande brachte. Fehlfunktionen des Gehirns waren damals nichts Ungewöhnliches, und noch heute werden Menschen nach ihrer Eloquenz beurteilt.
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