Deshalb legte er nur behutsam die Decke über ihren nackten Körper.
„Hilf ihm!“, flehte sie mit zitternder Stimme, Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Es ist alles meine Schuld, aber bitte, hilf ihm!“
„Der Tierarzt ist auf dem Weg“, sagte er leise. „Ich schaue mir erst mal die Wunde an.“
Er ging um das Pferd herum. Was er sah, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen: Das Tier lag im Sterben. Es war fast ein Wunder, dass es noch lebte.
Als er zu Sophie zurückkehrte, blickte sie ihn fragend an, voller Hoffnung. Er schüttelte leicht den Kopf. „Du musst jetzt stark sein. Verabschiede dich von ihm. Wenn der Tierarzt da ist, müssen wir ihn erlösen.“
„Nein!“, schrie sie ihn an. „Das könnt ihr nicht machen!“
„Versteh doch“, sagte er ruhig, „er leidet und wird es nicht überstehen.“
In seiner Stimme lag die Gewissheit, dass es das Richtige war. Heulend legte Sophie ihr Gesicht vorsichtig an den Kopf des Pferdes und streichelte es sanft.
Der Trainer drehte sich ab und versuchte, den Besitzer des Pferdes zu erreichen. Während er aufgebracht in der Halle hin und her lief, fiel sein Blick auf etwas am Boden. Eine Eisenkrampe dieselbe, mit der Tom vorhin auf die Tauben geschossen hatte. An der Krampe klebte Blut.
Jetzt fiel ihm auf, dass Tom nicht mehr in der Halle war, nur sein Pferd hatte er vorhin gesehen.
Kurz darauf traf Anika mit dem Tierarzt ein. Nach einer kurzen Untersuchung bestätigte dieser die Diagnose. Wenig später schlief das Tier friedlich ein.
Der Trainer befragte Anika, was genau passiert war. Sie gestand, dass sie sich zu viert in der Ecke verkrochen hatten und das Geschehen nicht weiterverfolgt hatten. Erst als sie den Krach gehört hatten, hatten sie wieder hingeschaut.
Auf die Frage nach Tom konnte sie nur sagen, dass sie gesehen hatte, wie er mit seinen Sachen aus der Halle gerannt war.
Der Trainer griff erneut zum Telefon, diesmal rief er die Polizei.
Das Gestüt Goldmühle
Sophie von Wolfenstein - Teil 1
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