Das Hebammen-Verlies

17 9-14 Minuten 1 Kommentar
Das Hebammen-Verlies

Das Hebammen-Verlies

Anita Isiris

Er zückte ein dünnes, scharfes Messer und setzte bei Birgits dichtem Haardreieck an. Das Schaben und Kitzeln brachte sie fast um den Verstand. Sie wusste, dass sie dabei war, diesen bürgerlichen, tiefgläubigen Herren ihr letztes Geheimnis preis zu geben. Dann weiteten sich die Augen des Scharfichters. «Da! An der linken äusseren Labie!». Die Maskierten beugten sich über Birgits Schamlippen und begutachteten ein kleines Muttermal. «Das Hexenzeichen!», schrien drei der Männer wie aus einem Mund. Ausgiebig betasteten sie Birgits nackte Schamlippen und streiften wie zufällig auch ihre kleine Perle. Seltsamerweise empfand Birgit in diesem Moment Lust. Die Blicke der Maskierten, die vielen Hände, die verhaltene Gier der Männer, das Ausgeliefertsein weckten in der Hebamme Gefühle, derer sie sich nicht bewusst gewesen war. Tat das Medikament im vermeintlich frischen Trinkwasser, das sie in einem Zug getrunken hatte, seine Wirkung?
«Wir müssen sie pfählen!», rief der Scharfrichter mit sonorer Stimme. «Wie es weiter geht, bestimmen wir, Du vorlauter Hornochse!», sagte entschieden einer der Maskierten. Birgit erkannte an der Stimme den Bürgermeister Ezechiel Pfannenmechel, dessen Söhne sie auf die Welt gebracht hatte.
In der Tat war es so, dass Scharfrichter zwar ehrlos, aber nur die Ausführenden waren. Ausführend beim Pfählen, Sieden, Enthaupten und Hängen. Die Stadträte aber, denen gesellschaftliche Ehre gebührte, belegten kirchliche und juristische Ämter oder waren Besitzer der grossen Ziegeleien in der Umgebung von Feldenhain.
«Wir pfählen sie», wiederholte der zweite Maskierte, ein kleiner, gebückter Mann, im Konsens mit dem Scharfrichter. Schweigend wandte sich der Scharfrichter ab und erhitzte einen aus dem Boden ragenden, zugespitzten Holzpfahl mit einer Fackel, bis die Spitze glühte.
Dann öffneten sie Birgits Fesseln. Die Hebamme war schweissüberströmt und starrte mit vor Angst geweiteten Augen ins Leere. Um die christliche Nächstenliebe im Städtchen zu pflegen, war das Pfählen nackter Frauen in der Öffentlichkeit verboten. Diese schlimmste aller Torturen durfte nur in der Fragstatt geschehen.
Zu einer eigentlichen, nach Gesetz vorgeschriebenen Befragung ist es aber im Fall der Hebamme Birgit Steinweiher nie gekommen. Der kleine Laubfleck an ihrer linken, äusseren Schamlippe, das Hexenzeichen, war Grund genug, sie an Ort und Stelle zu töten.
Die vier anwesenden Büttel, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten, packten die nackte junge Frau entschlossen und hoben sie in Sitzstellung über den glühenden Pfahl. Dann zogen sie die verzweifelt schreiende Frau kräftig nach unten. Es roch nach verbranntem Fleisch, der Pfahl bohrte sich in Birgits Vagina, zerstörte ihre Eingeweide und verletzte ihre Aorta derart, dass sie, zur grenzenlosen Enttäuschung der anwesenden Männer, viel zu rasch verblutete.
Endlich war das Böse aus der Welt geschafft, die Männer überliessen dem Scharfrichter das Entfernen der Leiche und das Reinigen des Pfahls, das Städtchen kam zur Ruhe, das Tagesgeschäft nahm seinen Fortgang und die Kirche läutete zum Gebet.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 15379

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Erotisch ist anders

schreibt HansG

Was genau qualifiziert diese grausame Geschichte zum Erscheinen in dieser ansonsten sehr schönen Sammlung? Die Autorin vermutlich, mehr kann ich nicht erkennen.

Gedichte auf den Leib geschrieben