Das Hebammen-Verlies

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Das Hebammen-Verlies

Das Hebammen-Verlies

Anita Isiris

Wir schreiben den 18. Juli 1658. Fünf Büttel drangen spätnachts in den Garten der Hebamme Brigit Steinweiher ein und verwüsteten nicht nur ihren sorgfältig gepflegten Kräuterhain, sondern rissen auch den frischen Pfirsichspalier von der Hauswand. Dann zerstörten sie mit einem schweren Holzhammer das Schloss der Haustür und eilten polternd die Treppe nach oben – zu Birgits Schlafgemach. Diese schreckte aus dem Schlaf hoch, als sie die sich nähernden Schritte hörte und sah sich verzweifelt nach einem Versteck um. Doch es war zu spät. Die fünf Büttel rissen sie aus dem Bett und zerrten sie an den Haaren aus dem Zimmer. Natürlich unterliessen sie es nicht, Birgit durch ihr dünnes Nachthemd hindurch unsittlich zu betasten. Sie fühlte sich wie ein Stück Schlachtvieh und war keines klaren Gedankens mehr mächtig.
Der nächtliche Überfall war auf Geheiss der Stadträte von Feldenhain erfolgt, einer kleinen Stadt in der Nähe des Auberger Flusslaufs, und es hatte sich rasch herumgesprochen, dass die Hebamme vermutlich das Hexenzeichen trug und zu mehreren Kindstötungen, die in letzter Zeit stattgefunden hatten, befragt werden musste.
Birgit schlotterte am ganzen Körper, und dies nicht nur wegen der beissenden Kälte. Sie hatte Todesangst. Mittlerweile war ihr Nachthemd zerrissen. Ein hellblauer Stofffetzen hing herab und gab den Blick auf ihre linke Brust frei. Birgit hatte gewaltige Brüste und war monatelang als Amme tätig gewesen. Im Haus der Bürgermeisterfamilie Pfannenmechel hatte sie die Zwillinge gestillt, oft unter den Augen des lüsternen Hausherrn, der den Blick von Birgits prallen Milchdrüsen mit den durchscheinenden Blutgefässen nicht abwenden konnte. Wie ein kleiner Junge war er ihr vorgekommen, dabei war Ezechiel Pfannenmechel bereits 54 Jahre alt. Was Birgit nicht wusste, war, dass es derselbe Ezechiel war, der sie nun am Dorfrand in den Gefängnisturm werfen liess, um zwei Tage später dabei zu sein, wenn sie in der Fragstatt gefoltert würde.

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Erotisch ist anders

schreibt HansG

Was genau qualifiziert diese grausame Geschichte zum Erscheinen in dieser ansonsten sehr schönen Sammlung? Die Autorin vermutlich, mehr kann ich nicht erkennen.

Gedichte auf den Leib geschrieben