Das Manuskript

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Das Manuskript

Das Manuskript

Katja Sax

Kurzerhand schob ich sein Deckbett zur Seite und streckte mich mit gemischten Gefühlen aus. Ich glaubte, noch den Duft des Mannes am Kopfkissen zu schnuppern, einen Duft, der mich fast hypnotisierte. Wie von Sinnen musste ich an dem Deckbett schnuppern, wo ich dachte, dass sein gutes Stück gelegen haben konnte. Ich schimpfte mit mir, dass ich dieses Romanmanuskript überhaupt aufgeschlagen hatte. Freilich, mein Leib war schon bei der Anreise lüstern gewesen, weil ich mit Paris schon immer Liebe, Sex und liebeskundige Männer assoziiert hatte. Die Stadt der Liebe hatte mich immer angezogen, und jetzt fühlte ich mich wie ein Teil davon.

Ich griff wieder zu dem Manuskript, sprang aber rasch noch mal aus dem Bett, um mir vorsichtshalber ein Frottee zu holen. Ich ahnte, dass mich der Lesestoff noch mehr aufreizen würde und packte mir das Handtuch vorsorglich unter den Hintern. Damit war ich gut beraten. Auf der Seite dreizehn kam ich zum zweiten Mal von eigener Hand und auf Seite zweiunddreißig zum dritten Mal von meinem Vibrator. Mir war es nicht neu, dass ich gern übertrieb, wenn ich erst mal angefangen hatte, mich selbst zu befriedigen. Ich war immer schon eine Frau gewesen, die ihre Lust nicht versteckte, sondern sie auslebte.

Irgendwann war ich wohl darüber eingeschlafen. Durch ein Kitzeln an meiner Brust schreckte ich aus meinem Schlaf auf. Ich glaubte immer noch zu träumen, weil der Wohnungsinhaber auf dem Bettrand saß. Sein Mund war meiner Brust so nahe, dass ich seinen Atem gespürt hatte. „Sie“, schrie ich auf, „ich dachte, sie sind längst auf der Fahrt nach Berlin.“ Verblüfft sah ich zur anderen Seite, wo eine attraktive junge Frau wisperte: „Waren wir auch. Leider hat er sein Manuskript in letzter Minute vergessen, dass er in Deutschland mehreren Verlagen vorstellen will." Ich schaute von der Frau zu dem Mann und dann dahin, wohin sie beide blickten, nämlich auf das Manuskript und meinen Vibrator gleich daneben.

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