Dann erkannte sie, dass die Frauen ihre Schamhaare färbten, in zarten Pastellfarben von violett über hellblau bis hin zu kräftigem Orange. Alle diese Naturfrauen waren natürlich behaart, so auch Annina. Ole hatte ihr einmal verraten, dass er keine glattrasierten Labien mochte. „Babyfötzchen“, sagte er despektierlich dazu, und Annina hatte ihn zurechtweisen müssen. „Respektiere uns Frauen doch bitte“, hatte sie gesagt, „wenn eine von uns untenrum nackt sein will, dann soll sie doch.“ Sie selber hatte aber Oles Wunsch nachgegeben und ihre Härchen wieder spriessen lassen. Inzwischen fühlte sie sich wesentlich wohler so. Sven wurde ein Schälchen in die Hand gedrückt, und er kniete sich vor die nackte Annina auf den Waldboden. Dann pustete er ins Schälchen, und Anninas Vulva glitzerte in Goldstaub. Wortlos zog Sven sich zurück, Annina schaute ihm verwundert nach. Irgend jemand schien ihn instruiert zu haben, Sven war jetzt wohl auch Teil der Kommune. Es machte ihr bereits nichts mehr aus, dass er sie nackt gesehen hatte, am Vortag beim Zelt und im Wasser, und jetzt auf Skyerock Island, tief im Wald. Sie sah ja einfach so aus, wie eine Frau eben aussieht, dachte sie sich.
Dann erhob sich ein ohrenbetäubender Trommelwirbel, die Kommunenmitglieder verrenkten sich in Ekstase. Nur Annina blieb ruhig und liess sich an den Händen zum Baumstrunk führen. Er reichte ihr etwa bis zur Hüfte, und sie erkannte, dass jemand den Strunk mit einem Schaffell belegte. Darüber wurde ein Hirschfell gespannt. Annina wurde bedeutet, sie solle sich darauf setzen.
Dann, wie aus dem Nichts, düster in seiner Gewalt und seiner Erscheinung, trat der Hirschmann hinter einem Baum hervor. Er fixierte Annina auf eine Weise, die sie bewegungslos verharren liess. Das scharfkantige, schön geschnittene Gesicht des Hirschmanns war frei, er erinnerte Annina an einen griechischen Gott.
Das Ritual
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