Dann wurde Annina geschminkt, mit zartem Goldstaub, bis ihre Wangen und ihre Stirn matt leuchteten. „Für den Meister“, erklärte eine der Frauen. „Für unseren Hirschmann.“ Da dämmerte es Annina, dass sie für ein Ritual vorbereitet wurde. Schon öfter mal hatte sie auf Netflix Filme gesehen, in denen sich Frauen einem Meister hingeben, und sie war immer hin- und hergerissen gewesen zwischen Faszination und Emanzipation. Aber dieses Urwüchsige, dieses verhalten Sexuelle, Naturnahe nahm Überhand. Sanft wiegte sich Annina in den Hüften und liess alles mit sich geschehen. Über ihr raschelte Laub, und der Rhythmus der Trommeln hatte sich verändert. Er war in einer Art Samba hinüber geglitten, und Annina sah kurz Charlie Watts vor sich. Sympathy for the Devil. Dann fühlte sie sich, als wäre sie in Watte gepackt worden und liess es geschehen, dass plötzlich Sven vor ihr stand und ihr Kleid aufknöpfte. Ihr Unterleib fühlte sich warm und weich an, sie füllte die Brust mit lauer Abendluft. Das Kleid glitt an Annina herab, und einen Moment lang war es totenstill. Auch die Trommeln schwiegen, und da sah Annina den Fels und den Baumstrunk neben sich. Es war kein gewöhnlicher Baumstrunk, er sah so aus, als wären mehrere Bäume zusammengewachsen gewesen. Überall standen Riesenfarne, und es waren diese Farne, die ihr, trotz der vielen Menschen um sie herum und trotz ihrer Nacktheit, eine gewisse Geborgenheit gewährten. Anninas Körper wurde eingeölt, und sie stellte fest, dass das Öl sofort in ihre Haut einzog und einen goldenen Schimmer zurückliess. Die Vorbereitungen gingen rasch voran, und dann hielten diejenigen, die sich mit Anninas Körper befassten, kurz inne. Annina stellte aus dem Augenwinkel heraus fest, dass alle anwesenden Frauen sich nun intensiv mit ihren Vulvae beschäftigten. Zuerst sah es aus wie eine Gruppen-Masturbation, etwas, das Annina aus dem Internet kannte.
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