Das unbekannte Handyfoto

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Das unbekannte Handyfoto

Das unbekannte Handyfoto

Sven Solge

Wir lösten uns etwas voneinander, doch Eileen kuschelte sich in meine Arme und begann zu erzählen ohne, dass sie mich dabei anschaute: „Schon mein erster Freund Mark, ein Amerikaner hat mich mit Komplimenten überschüttet. Im Nachhinein weiß ich, dass er nur mit mir Geld verdienen wollte. Er schleppte mich zu einem bekannten Werbefotografen, der wirklich tolle Fotos von mir machte. Ich wurde in einer Agentur eingetragen und die ersten Aufträge ließen nicht lange auf sich warten.
Aber schon nach dem ersten Shooting, hatte ich genug von diesem Business. Das viele Geld, was ich dafür bekam, war den stundenlangen Stress nicht wert.
Da ich mich sehr bockig anstellte, hat mich die Agentur rausgeschmissen und Mark nannte mich eine dumme Ziege und hat mich verlassen.
Ich habe Ähnliches noch einmal mit Leon erlebt, der ging zwar etwas geschickter vor als Mark, wollte mich sogar heiraten! Aber im Endeffekt lief es auf das Gleiche hinaus. Was mich aber am meisten wurmte an diesen Beziehungen, war ihre Unehrlichkeit und ihre grundlose Eifersucht. Ich musste ständig sagen, wo ich hinwollte oder was ich machte. Leon forderte mich sogar auf, den Job als Kindergärtnerin aufzugeben, doch das ist der Beruf, den ich liebe! Meine Kinder würde ich nie aufgeben.“
Nach diesem Geständnis wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich zog sie an mich, küsste sie so zärtlich wie ich nur konnte und sagte dann zu ihr: „Verzeih mir, das wusste ich nicht! Ich verspreche dir, ich werde nie wieder versuchen, dich zu diesem verfluchten Business überreden zu wollen.“
„Ich weiß, dass du es ehrlich gemeint hast, dazu bist du viel zu feinfühlig und aufmerksam. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir unseren Kontakt ausbauen könnten, auch wenn es heute etwas holprig war.“
Ich küsste sie erneut, ließ aber von ihr ab, als Fußgänger am Auto vorbeigingen. Vorsichtig schob ich sie zurück auf ihren Sitz. „Ich denke, ich bringe dich jetzt zu dir nach Hause.“
„Ist gleich da vorn!“, sagte Eileen und zeigte mit dem Finger auf einen roten Wohnblock.
Ich startete den Motor und fuhr die wenigen Meter bis zu ihrer Haustür.  Ich parkte, schaltete den Motor wieder aus und wandte mich zu Eileen um, um mich zu verabschieden.
Doch sie saß etwas zusammengesunken auf ihrem Platz und schaute auf ihre Hände, die sie unentwegt knetete.
„Ist was?“, fragte ich sie.
Sie druckste etwas herum, sagte dann aber: „Ich würde gerne mit dir schlafen, aber es geht bei mir im Moment nicht!“ Dabei schaute sie mich aufmerksam an, ob ich wohl wüsste, wieso es bei ihr nicht gehen würde?
Natürlich war mir sofort klar, was sie damit meinte.
Doch bevor ich etwas erwidern konnte, sagte sie: „Würdest du trotzdem heute Nacht bei mir bleiben? Nach dem schönen Abend hätte ich gerne, dass du mich in deine Arme nimmst.
„Ich bleibe gerne bei dir“, sagte ich und öffnete meine Tür und stieg aus.
Als ich um den Wagen herum gegangen war, war sie auch schon ausgestiegen. Sie nahm meine Hand und zog mich hinter sich her.
Als wir im Flur ihrer Wohnung standen, lächelte sie mich an: „Danke, dass du mitgekommen bist, ich fühle mich so wohl in deiner Nähe, wie schon lange bei keinem mehr.“

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Schick

schreibt Langer033

Sehr schöne Geschichte, Aufbau Steigerung und die Beschreibung des Finales wunderbar geschrieben. Danke!

Gedichte auf den Leib geschrieben