Das Deo

4 1-3 Minuten 0 Kommentare

Die Ampel wurde rot. Ich fuhr trotzdem über die Kreuzung. Eine wunderschöne Polizistin bemerkte dieses, weil sie dummerweise dort gerade in der Nähe war. Sie hielt mich an und erklärte mir, daß das nicht korrekt gewesen sei.
Im Anschluss küsste sie mich nicht. Nein, sie verlangte Ordnungsgeld von mir.
Allerdings hätte sie mich küssen müssen, denn ich hatte mich mit diesem Deo eingesprüht, dieses aus der Werbung, wo so ein cooler Typ auf der Route 66 wegen überhöhter Geschwindigkeit von einer Bullin angehalten wird, die ihm auf einmal um den Hals fällt, weil er so gut riecht.
Warum aber wurde ich nicht geküsst? Ich hatte doch auch dieses Deo. War der Duft vielleicht nur nicht bis zu ihrer Nase gedrungen. Ich hob meinen linken Arm, deute unter meine Achsel und sagte: "Hier, riechen Se mal!"
Sie trat einen Schritt zurück und faselte etwas von Ordnungsgeld erhöhen.
Offensichtlich funktionierte das mit dem Spray nicht so einfach, wie es in der Werbung immer dargestellt wurde. Werbebetrug. Ich war darauf hereingefallen.
Ich musste meine Strategie ändern, mit der ich sie überzeugen wollte, dass das mit dem Ordnungsgeld Unsinn sei.
Ich sagte ihr daß ich so schnell gefahren sei, dass der Dopplereffekt eine Farbverschiebung von rot nach grün bewirkt habe, ich bot ihr an, noch einmal zurückzufahren und ordentlich zu warten bis grün wird, ich erklärte ihr, daß ich durch ihre grüne Uniform so stark verblendet gewesen sei, dass ich nur noch grün gesehen hätte, und dass sie wohl eine rot-grün Schwäche haben müsse.
Alles umsonst. Sie knöpfte mir das Geld ab und nicht die Hose auf.
Verärgert über den Vorfall ging ich am nächsten Tag in den Laden, wo ich dieses Deo gekauft hatte und wollte es reklamieren.
Ich erzählte der Verkäuferin die Geschichte mit der Polizistin, und dass das mit der Werbung ja wohl die reinste Kundenverarsche sei.
Die Verkäuferin erwiderte: "Das glaube ich nicht" und schnupperte vorsichtig an mir herum.
Dann gab sie mir einen zärtlichen Kuß auf die Wange und sagte: "Sehen Sie es funktioniert. Wahrscheinlich hatte ihre Polizistin nur Schnupfen. Sie brauchen das Deo nicht zu reklamieren."
Stimmte es etwa doch, was die Werbung versprochen hatten? Ich war begeistert. Die Verkäuferin war wirklich hübsch und sie hatte mich soeben geküsst. Wahnsinn.
Da muss doch noch mehr herauszuholen sein, dachte ich, zückte die Spraydose und sprühte ihr das Zeug direkt ins Gesicht.
Sie versuchte auszuweichen, sie hustete, sie hielt sich den Ärmel ihres Pullovers vor die Nase. Doch ich ließ nicht locker. Ich drückte weiter auf den Knopf und verfolgte sie mit dem Duftstrahl, bis die Flasche leer war.
Ich wartete, bis sie mit Husten fertig war, bis sie wieder halbwegs reagieren konnte, und ich sagte zu ihr: "Na Schätzchen? Gehen wir jetzt zu dir oder zu mir?"
Doch sie schrie nur laut: "Hilfe Polizei! Hilfe! Hilfe!" und lief nach draußen auf die Straße und schrie da weiter.
Ich ging lieber auch raus und haute ab, falls jetzt gleich lauter Polizistinnen auftauchen sollten, die allesamt Schnupfen hatten.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 4836

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben