Eher knorrig sind sie, zum Teil uralt, und sie duften nach allem, wonach man sich sehnen kann. Im kleinen Wald hinter unserer Familienkneipe standen aber ein paar kräftige Föhren mit dicken und schweren Ästen. Zum Klettern waren diese Wunderwerke der Natur prima geeignet. Als wir an der tiefsten Stelle des Waldes angelangt waren, zog Abraxas wortlos ein Hanfseil aus seiner Tasche. Er nahm mich an den Händen. Ich schöpfte keinen Verdacht und vermutete ein neues Spiel. Ruhig, wie es Abraxas’ Art war, schlang er mir das Seil um die Handgelenke. Noch heute sehe ich ihn vor mir, den Abraxas mit seinen langen Wimpern, den tiefschwarzen Augen und dem verschmitzten Zug um den Mund. Ich mochte ihn sehr. An jenem Tag trug ich ein sonnengelbes Kleid, das etwas oberhalb der Knie endete. Mein Brustansatz war zu sehen, was mir Vorwürfe von Seiten meines Vaters eintrug – dies machte mich aber um so störrischer. Hinter meinem Rücken erklomm Ulysses den Baum; Abraxas warf ihm das andere Ende des Seils zu. Ich verspürte einen Ruck – und wurde in die Höhe gezogen. Ich schrie vor Schreck; zudem war das Ganze schmerzhaft; ich spürte ein Brennen in den Schultern, das aber rasch verflog. Ulysses zog, bis ich um mehrere Fussbreiten über dem Waldboden hing. Das Seil wurde am dicken Ast über mir festgemacht; mit einem dumpfen Geräusch landete Ulysses neben mir auf dem moosbedeckten Boden. Zu dritt standen meine Freunde vor mir und starrten mich an. Ihr lieben Leserinnen, die ihr die Neugier nicht habt unterdrücken können: Unterbrecht eure Lektüre bitte an dieser Stelle und überlasst mich den Männern. Für euch ist der Rest dieser Erzählung nicht spannend – ich weiss, dass etliche unter euch ähnliche Situationen kennen – und die damit verbundenen Gefühle.Für einen kurzen Augenblick wurde mir schwarz vor den Augen. Es war mitten am Nachmittag; Sommerhitze; die Luft flirrte.
da schämt Man(n) sich, einer zu sein
schreibt alak87@gmx.de