Das letzte Haus am Ende der Straße

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Das letzte Haus am Ende der Straße

Das letzte Haus am Ende der Straße

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Sie wissen, was mir mangelt, mir abgeht; ich habe es gesagt – in meinem einzigen Brief – und wünsche so sehr wieder das rechte, was sonst auch üblich, daß nämlich das, was in mir – von mir abgeht – , sich zeigen kann in entsprechender Weise und dort hingelangt, wo es als entsprechend gilt.“
Den Eindruck, den seine Worte auf sie machen und der besonders in ihrem Gesicht sich ausdrückt, kann er durch seine Augenbinde nicht erkennen – natürlich – doch der Druck ihrer Hand auf die seine, die noch immer auf ihrem Knie zart herumstreicht, ist in diesem Moment in einer Weise kraftvoll – wie für ihn sprechend, und er versteht: es muß mehr sein als eine bloße Neugier, mehr als die Art von Mitleid, die eher dem eigenen Selbst dient und mehr als die Aussicht einer Triebbefriedigung auf bisher ungekannte Art. Was sie hierher brachte, war wohl mehr noch. Ein langgezogenes, beinah geräuschvolles Einatmen, das dicht an sein Ohr dringt, bestärkt seinen Gedanken; und der schwere Moschusgeruch ihres Parfums befremdet und betört ihn gleichzeitig. Einen solch herben Duft aufzutragen traute er nur Männern zu.
Ich muß ihm Zeit geben – Zeit, die er sich nehmen soll. Er muß weg vom ewigen Schaffen – Leisten – Funktionieren. Er ist wie er ist, und bleibt – ein Mann. Automatenhaftes Triebgesteuertsein – naturbedingt. Und doch wird dieser, sonst so gesunde, animalische Instinkt gekränkt und krank gemacht – angetrieben und gespeist allein von einem Motor: die die wahre Lust tötenden Medienbilder, auf denen das bloße Fleisch lockt, vollkommen – roh!
Dieser Gedanke ist ihr bloß ein Gedanke, blitzschnell gedacht und weit eher gefühlt – sie drückt dabei ihre Lippen auf sein Kinn, denn die Lippen ihres Mundes sollen nicht auf die seinen. Dafür neckt ihre Zungenspitze sein Ohr.

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