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Zu Hause! Langsam ordnen sich meine Gedanken wieder. Langsam fasse ich es... vor zwei Tagen bin ich aufgebrochen um... ja was? Die Liebe meines Lebens zu finden oder eine Enttäuschung mehr? Einen Freund oder einen Feind? Ein richtiger Schritt ist es, ein wichtiger Schritt in meinem Leben, einer, der Weichen stellen kann...

Rückblende
Im Auto, die vielen Kilometer bis zu Treffpunkt, bin ich fast verrückt geworden. Fast eine halbe Schachtel Ziggis hab ich geraucht, bevor ich die Abfahrt der Autobahn nahm. 400 KM... 400 KM weg von zu Hause... um was zu finden? Immer wieder Zweifel, Ängste... ist es richtig was ich tue?
Wir kennen uns aus dem Chat.
Vor langer Zeit wurden wir uns durch eine Freundin vorgestellt. Jetzt sollte es geschehen! Endlich! Ich habe es geschafft! Habe ich das wirklich? Immer habe ich auf ein Treffen gedrängt, gehofft. Fast verzweifelt bin ich als er wieder und wieder ablehnte. Er war mein Berater geworden mit der Zeit.
Zweifel... Ängste... ist er so wie ich ihn mir vorstelle? Bin ich so wie er es glaubt? Kann unsere Freundschaft in der Realität bestehen? Wie wird es sein ihm gegenüber zu stehen?
Vom Handy aus wähle ich seine Nummer, erkläre wo ich mich befinde und frage wie ich weiter fahren muss um ihn zu treffen. Eine schnelle und freundliche Auskunft, trotzdem irgendwie distanziert.
Seine Stimme klingt gepresst. Nicht so, wie ich sie in Erinnerung habe, er
hat sicher genau so viel Angst wie ich.
Vor ein paar Tagen sagte er am Telefon zu mir:
"Wir haben ein Gästezimmer. Du kannst dort schlafen, wenn du magst."
Ich sehe mich auf dem Fußboden vor dem Telefon sitzen, Alina, meine Katze schnurrend auf meinem Schoß...
Komisch dass mir das gerade durch den Sinn schießt.

Da ist das Ortseingangsschild. Ich bremse und mein Auto wird langsamer. Suchend schaue ich mich um, aber kein Straßenschild ist zu entdecken. Also fahre ich erstmal die nächste Straße rechts hinab. Es sind um diese Nachmittagszeit nur wenige Leute unterwegs. Aber dort steht ein Verkaufswagen. Frauen drängen sich davor um frisches Brot zu kaufen. Ich sehe endlich ein Straßenschild und weiß, ich bin falsch abgebogen! Also wende ich mit dem Auto und als ich die Straße wieder bis zu meinem Ausgangspunkt gefahren bin, sehe ich das richtige Straßenschild. Aha, also da geht es lang! Statt rechts hätte ich einfach links fahren müssen. Also die Straße hoch, Sch... ich kann vor Aufregung die Hausnummern nicht erkennen!
Meine Hände sind schweißnass, mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich sterbe hier und er braucht nur zu warten!
Da, eine Abzweigung, hat er davon nicht einmal erzählt? Ich fahre hinein, halte vor einem Haus und steige aus dem Auto. Langsam, mit angehaltenem Atem gehe ich auf die Haustür zu. Hm, Mist, nirgendwo eine Hausnummer oder ein Name auf dem Briefkasten? Doch da! An der Haustür. Ich stelle fest, dass ist das falsche Haus! Ich steige wieder ein und fahre los.
Endlich! Das muß es sein! Ein großes Haus mit einem Eisentor. Der Torbogen aus grünen Blätterranken wirkt sehr romantisch.
Ein dunkler Lockenkopf erscheint in der Tür und ich sehe ein scheues lächeln. Zwei Meter fahre ich noch dann stelle ich das Auto an der Straßenseite ab und fliege fast aus der Tür. Es ist mir egal das ich fast auf dem Fußweg geparkt habe.
Der nächste Gedanke:
"Er sieht anders als auf dem Foto aus."
Immer wieder hatte ich es mir zu Hause angesehen. Er hatte das Bild per Mail geschickt, vor einiger Zeit, bei einem unserer endlosen Chats. Sekundenlang stehe ich da und schaue ihn nur an, aber dann laufe ich auf ihn zu und kann nur eins... knuuuuuddeln!
Wie lange diese erste Umarmung dauert kann ich nicht sagen, nur, dass ich ihn nie wieder loslassen will! Gemeinsam gehen wir nach unten. Wie im Traum folge ich ihm in seine Zimmer. Er fragt mich ob ich Hunger habe, aber ich kann nichts essen. Er zeigt mir wie er bei seinen Eltern im Haus wohnt, er hat zwei Zimmer im Keller, eine eigene Dusche und eine Toilette. So brauchen wir nur zum Essen nach oben. Wir stehen vor der Schlafcouch, ich drehe mich langsam um und gehe auf ihn zu, umarme ihn. Wir halten uns, spüren jeder die Nähe des anderen. Langsam finden sich unsere Lippen, erst flüchtig dann intensiver. Nach diesem Kuss sehe ich in seine Augen. Solche Augen sah ich vorher noch nie. Ganz hellbraun und strahlend, mit einer Intensität, ich kann es gar nicht richtig beschreiben... nur, dass ich darin ertrinke.
Wir holen mein Gepäck. Immer wieder muss ich ihn anfassen, fühlen das er echt ist - das ganze nicht nur ein Traum. Knuddeln, küssen, streicheln. Wir reden kaum, fühlen uns nur.
Er zieht mich auf die Couch, ich sitze auf seinem Schoß. Wir küssen und streicheln uns, nehmen beide die Brillen ab, küssen, streicheln, genießen einfach unsere Nähe, unser zusammen sein. Später als er die Schlafcouch auszieht ist für mich schon klar das wir beide hier schlafen werden. Sein Junggesellenbett ist einfach zu klein. Ich nehme Kissen und Decken aus dem Schrank den er mir zeigt und beziehe sie. Ein kurzes leuchten in seinem Blick sagt mir, dass er gut findet was ich tue. Er macht das Bettlaken auf die Couch und ich lege die Decken und Kissen darauf. Dann liegen wir auf der Couch und streicheln uns, beide angezogen. Küssen uns immer wieder.
Wohl Tausend Mal haben wir uns seit meiner Ankunft geküsst und umarmt. Ich kann einfach meine Hände nicht von ihm lassen, ihm scheint es auch so zu gehen. Wir müssen uns spüren. Spüren, dass wir uns endlich wirklich umarmen und küssen, nicht nur im Chat. Es ist schön ihn im Chat zu küssen und zu umarmen, aber es ist nur eine Illusion, eine sehr reizvolle, zugegeben, aber trotzdem nur Illusion.
Später sagt er:
"Ich bin so müde. Lass uns schlafen."
Das ist einer der wenigen Sätze den ich von ihm an diesem Tag höre. Bisher brauchten wir keine Worte um uns zu verstehen. Ich lächle ihn an und meine nur:
"Willst Du in Deinen Sachen schlafen? Zieh wenigstens die unbequeme Hose aus."
Unter der Decke ziehen wir uns aus, fast wie in Teeniezeiten, verschämt, den Blick ja nicht zum anderen gewendet, jeder für sich. Ich ziehe mein Nachthemd an. Irgendwie ist alles so unwirklich, träume ich oder bin ich wach? Erlebe ich das hier? Ich möchte ihn streicheln, berühren, fühlen... und traue mich nicht!
Ganz nah kuschle ich mich an ihn, ich weiß, er ist nackt. Mein Mund nähert sich seinem und dann erforscht meine Zunge seinen Mund. Er streichelt mich, ganz sanft fühle ich seine Berührungen. Seine erforschende Hand. Seine Finger liebkosen meine Brustwarzen, lässt sie sich aufrichten. Leise stöhne ich. Drücke mich noch näher an ihn. Ich möchte ihn spüren, ganz nah. Ich ziehe das Nachthemd aus, er hilft mir dabei. Ganz nah lege ich mich neben ihn und spüre endlich seine Haut an meiner. Er ist so unglaublich warm und zärtlich. Küsst und streichelt mich überall. Ich glaube wir könnten ewig so liegen. Fast schlafe ich ein, so an ihn gekuschelt, von ihm gehalten und gestreichelt. Ich fühle mich geborgen und irgendwie angekommen.
Seine Finger werden neugieriger, streicheln mir den Rücken hinab, über meinen Po. Dann verirrt sich ein Finger in meine feuchte Spalte, liebkost meine Kitzler. Reibt... langsam dringt der Finger in mich ein. Bewegt sich in mir. Ich fühle seinen Finger in mir, bewege mich, stöhne leise, werde schneller, reite ihn.
Ich will mehr!
Viel mehr!
Ich will alles!
Ein zweiter Finger findet seinen Weg, dann ein dritter... Ich lasse mich fallen. In ihn... in uns! Laut stöhnend komme ich zum Orgasmus...
Wir schlafen ein und mitten in der Nacht wache ich auf. Kuschle mich wieder ganz nah an ihn, wecke ihn dadurch und das Spiel beginnt von neuem. Wir werden nicht müde uns zu erforschen, zu streicheln und zu küssen. Ich weiß nicht wie oft wir uns in dieser Nacht liebten...
Der Morgen danach ist wunderschön. In seinen Armen aufzuwachen, ihn zu fühlen, zu küssen... aber jeder Mensch muss essen. Hungrig machen wir Frühstück, verschlingen uns gegenseitig dabei mit den Augen. Lächeln uns immer wieder an. Ich glaube, ich fühlte mich noch nie so geborgen bei einem
Mann.
Später am Tag schauen wir nach Mails, er muss ein bisschen arbeiten. Ich schaue ihm zu wie er einen Computer repariert. Müde lege ich mich auf die Couch und schlafe dabei ein. Träume davon seinen Mund auf meiner Haut zu spüren, seine streichelnden Finger jagen mir Schauer über den Rücken. Ich bekomme Gänsehaut und wache auf.
Sein:
"Hast Du Hunger?" weckt mich vollends. Ja, klar habe ich Hunger! Aber nicht auf Essen, sondern auf IHN! Ich mag ihn spüren, streicheln, küssen. Noch nie war ich so gierig darauf jemanden zu fühlen. Ich möchte in ihm ertrinken. Eins mit ihm sein, für immer und ewig. Dieses Mal lassen wir uns Zeit beim essen. Erst kochen wir zusammen ein ziemlich unkonventionelles und zusammengewürfelte Mahl und dann essen wir ganz in Ruhe, reden leise dabei. Erzählen über unser Leben. Ich erzähle von meinen Kindern, meiner gescheiterten Ehe, meiner Einsamkeit. Wir reden über vergangene Chats, über so vieles was wir beide zusammen erlebt haben, wenn auch virtuell. Für uns beide war es real.
Wieder in seinem Zimmer schlafen wir, müde von der letzten Nacht, Seite an Seite ein.
Der Morgen graut als ich erwache. Ich setze mich auf um mich zu orientieren, höre ein leises rascheln hinter mir und spüre Sekunden später eine Hand auf meiner Schulter.
Ich lasse mich fallen. Lande neben ihm... seine Hand erkundet mich, seine Lippen berühren mich an jeder Stelle meines Körpers. Es ist alles so zärtlich, sinnlich, liebevoll. Streicheln, küssen, lecken, schmecken. Ich liebe es ihn zu küssen, seine raue Zungenspitze an meiner zu fühlen. Seine Lippen entlang zu lecken, ihm ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Seine Männlichkeit in mir zu spüren. Ich reite ihn und sehe in sein entspannte Gesicht dabei. Die Augen sind geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Seine Hände liegen an meinen Hüften. Ich liebe ihn, ja, ich liebe ihn!' durchzuckt mich ein Gedanke.
Auf ihm liegend, ganz eng an ihn gekuschelt, seine Männlichkeit noch in mir, schlafen wir erschöpft ein, nur um wenige Zeit später wieder zu erwachen und mit unserem Spiel fortzufahren.
Ich habe noch nie zuvor einen Mann erlebt, der beim Sex so auf mich eingegangen ist. Ich weiß, ihm hat alles Spaß gemacht, es war schön für ihn seine Männlichkeit in mir zu haben, aber genau so schön war es für ihn, seine Hand in mir zu wissen... zu spüren, wie er mich durch streicheln und küssen zum Höhepunkt bringt... und wie viel Spaß MIR das erst gemacht hat! So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt. Ich fühle mich angenommen, geborgen, geliebt.
Am späten Mittag, als ich mich auf den Weg nach Hause mache, küsse ich ihn zärtlich und geh schnell den Weg zu meinem Auto. Eine Sekunde länger und ich wäre in Tränen ausgebrochen... Als ich alles verstaut habe drehe ich mich noch einmal um. Küsse und umarme ihn kurz... zu kurz! Viel zu kurz! Aber wenn ich ihn länger umarmen würde, würde ich nicht fahren!
Da sind so viele Gedanken:
Wann werden wir uns wieder sehen? Wie wird es weiter gehen? Hat eine Beziehung über so viele Kilometer Bestand, auf Dauer Bestand? Wie wird es jetzt sein mit ihm zu chatten? Von ihm geküsst zu werden im Chat, oder gestreichelt? Fragen über Fragen, die nur die Zeit beantworten kann...
Ich öffne meine Wohnungstür und schalte den PC ein. Er wird für viele Wochen meine Verbindung zu ihm sein. Bis wir uns wieder sehen...

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