„Nicht schlecht, dieser Blazer.“, urteilte Anke mit einem Blick in den Spiegel. „An dir ist ja direkt ein Modedesigner verlorengegangen! Jetzt bin ich aber wirklich neugierig, ob mich das Teil auch kleiden wird.“
Martin rührte in einer Schüssel dunkelblaue Farbe an und verteilte sie mit einem Schwamm mehrmals großflächig auf Ankes Oberkörper, der sich sofort mit einer leichten Gänsehaut zu überziehen begann. Einen breiten, schrägen Streifen vom Hals über die Brust bis zum rechten Unterbauch sparte er aus. Geschickt changierte er die Farbe, um den Eindruck von Falten zu erzeugen und den Farbwechsel bei unterschiedlichen Beleuchtungswinkeln zu imitieren. Durch Auftragen dunklerer Farbe mit Pinsel und Stiften täuschte er den Umschlag am Reverskragen vor und malte erhaben wirkende Knöpfe und Pattentaschen auf den »Stoff«.
Anke, die sich schon während des Bodypainting Contests gefragt hatte, wie sich das Bemaltwerden anfühlen mochte, verfolgte im Spiegel, wie Martin ihr den Blazer »auf den Leib schneiderte«. Die Berührungen seiner Hände, wenn er die Haut straffte, das Gleiten der Farbstifte und Pinsel über ihren Leib verursachten ein angenehm prickelndes Gefühl.
„Jetzt kommen die Ärmel dran.“, verkündetet Martin. „Den Rücken sparen wir uns. Es kommt ja in erster Linie auf deine Schokoladenseite an.“
Gehorsam spreizte Anke die Arme etwas vom Körper ab, um ihm das Auftragen der Farbe zu ermöglichen. Bald waren die Ärmel nahtlos mit dem Rumpfteil verbunden, doch Martin, der Perfektionist, war erst zufrieden, als die Schmuckknöpfe auf dem Ärmelsaum wie aufgenäht aussahen.
„Können wir eine Pause machen?“, bat Anke, die kaum noch wusste, wie sie ihre schmerzenden Pobacken auf den hochbeinigen Barhocker setzen sollte. „Das Modellsitzen ist doch recht anstrengend.“
„Kein Problem! Die Farbe sollte ohnehin erst mal trocknen.“
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