Ein eifersüchtiger Gott

Dead Boys Part 4

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Ein eifersüchtiger Gott

Ein eifersüchtiger Gott

Andreas

Mit dem Abflauen der orgiastischen Monsterwelle kehrte mein Mitgefühl zurück. Die schreckliche Wahrheit drängte sich schlagartig in mein Bewusstsein. War ich es, die ihre spitzen Zähne in das unschuldige Fleisch des Mädchens getrieben hatte, um gierig ihren Lebenssaft trinken zu können? Die Antwort lag leblos auf dem Bett, ein kleines Rinnsal aus Blut tröpfelte auf die Laken. Ich bekam Angst, dass die Kleine nicht mehr aufwacht. Voll Panik schüttelte ich sie, klatschte ihr meine Handfläche ins Gesicht. Es kam mir endlos vor, bis sie endlich ein bisschen Leben zeigte, indem sie mit den Beinen zuckte. Langsam schlug sie die Augen auf, sah mich verwundert an. Sie wirkte weggetreten, sah aus wie jemand, der gerade von einem schlechten Trip runter kam. Ich half ihr dabei, eine sitzende Haltung einzunehmen. Sie lächelte, zwar gequält, aber breit genug, um ihre nagelneuen Fangzähne zu zeigen. „Verdammt!“…, lautete mein erster Gedanke, … Wie naiv bin ich eigentlich? Stiv hat mich heute Nacht verwandelt. Der Scheißkerl hat mich zu seiner Braut gemacht, mit einem einzigen blutigen Kuss.“
Die logische Konsequenz aus dieser Tatsache hieß: Ich hatte dem Mädchen das gleiche angetan!

Allerdings machte sie keinen allzu unglücklichen Eindruck auf mich. Sie kramte in ihrer Umhängetasche, die Cheetah lieblos in eine Ecke gefeuert hatte, als er sie mir zuführte. Eine unpassend fröhliche Melodie pfeifend, hielt sie mir eine Schachtel Zigaretten hin. „Willst Du? Ich brauche jetzt eine!“ Eigentlich hatte ich mir das Rauchen abgewöhnt, aber jetzt war mir sehr danach. Ich fingerte eine Zigarette aus der Packung, steckte sie zwischen meine blutigen Lippen. Sie gab mir Feuer, dann sich selbst. Wir rauchten, ohne ein Wort zu sprechen. Jede musterte den nackten Leib der anderen, verglich ihre Weiblichkeit mit der eigenen. Ich durchbrach das Schweigen, indem ich sie fragte: „Wie heißt Du eigentlich?“ Sie nahm einen tiefen Zug, ehe sie antwortete: „Janis. Janis Cooper, ich komme eigentlich von der Ostküste, aber hier ist mehr los! Wie ist Dein Name?“ Ich mochte sie irgendwie, ihre unbekümmerte Art lockerte mich auf. Mir fiel ein, dass Stiv mich nie nach meinem Namen gefragt hatte. Kein einziges Mal, seit ich ihn kannte! Ich wandte mich an das Mädchen, das mich neugierig ansah: „Sharon Darin, ich bin aus der Gegend. Ich wohne mit meinem jüngeren Bruder Jimmy zusammen. Wir haben eine kleine Wohnung, nicht weit vom Strand.“

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