“ Sie ließ erst jetzt meine Hand los. „Warum wollen Sie das wissen?“, fragte sie. Ich wandte mich von ihr ab und eilte zurück in meine Kabine.
Erst beim Abendessen saßen wir wieder gemeinsam am Tisch. Unser Schweigen erhöhte die bedrückende Atmosphäre; die ständigen Blicke Irenes und Noras lösten in mir eine tiefe Unruhe aus. Kaum war der Tisch abgeräumt, erhoben sich die Vier und verschwanden über die Treppe zum Oberdeck.
Nora, so redete ich mir ein, wurde jetzt wie zu einer Schlachtbank geführt, wo man sie fesselte, ihren Körper zwischen Seile spannte und ihre Schenkel spreizte. Kräftige Männer machten sich an ihr zu schaffen. Ich öffnete die Augen weit, um mich von diesen Gedanken loszureißen, stand auf und irrte wieder ziellos in den Gängen und Räumen auf dem Schiff umher. Nein, ich wollte nichts davon hören, nicht daran denken, wie eine Rute auf ihren Körper blutige Striemen hinterließ, und nicht zuhören, wenn sie schrie, nicht vor Schmerzen, sondern vor Wollust - angeblich. ‚Lieben Sie Nora?‘, hatte Irene gefragt. Eine Frau spürt das sofort.
Ich landete schließlich auf dem Aussichtsdeck oben und betrachtete gedankenverloren die Lichter der Häuser am Ufer. Das Schiff hatte - wie jeden Abend - in einem Hafen festgemacht. Ich überlegte noch, ob ich draußen in den Straßen der Stadt umherlaufen sollte, als ich plötzlich eine Stimme neben mir hörte, die Stimme Noras. Ich vernahm einen zarten Duft von Duschgel und Haarshampoo. „Da bin ich wieder“, flüsterte sie mir zu und ergriff einfach meine Hand.
„Genug Schläge mit der Rute?“, fragte ich mit einem klagenden Unterton. Sie lehnte sich eng an mich, ergriff meine Hand und schaute stumm auf das Ufer, auf die Lichter der Häuser im Hafen. „Abends ist es hier draußen auf dem Deck wirklich romantisch: Der Sternenhimmel, die Lichter der Stadt, die angenehmen Temperaturen.“ Sie schlang ihren Arm um mich, „ … und du!
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