Die unzüchtige Nora

alter Titel: "Dehnübungen"

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Die unzüchtige Nora

Die unzüchtige Nora

Wulff Triebsch

Ich hatte eine Flusskreuzfahrt gebucht, eine besondere, von Passau aus donauaufwärts zum Main-Donau-Kanal und weiter auf dem Main zum Rhein. Schon die Anfahrt stand unter einem ungünstigen Stern: In Würzburg verpasste ich den Anschlusszug nach Passau; der nächste Zug würde dort zu spät ankommen, und mein Schiff ohne mich ablegen.
Am Telefon erwies sich der Reiseleiter an Bord zugeknöpft kleinlich. Er beharrte auf dem Kleingedruckten: Ich hätte meinen Anspruch auf meine gebuchte Kabine verloren. Doch da ließe sich was machen, meinte er. Ich sollte in Regensburg auf das Kreuzfahrtschiff warten; dann würde er mir einen Vorschlag unterbreiten.
Als ich abends in Regensburg am Hafenkai das Schiff entdeckte, suchte ich sofort den Reiseleiter auf, der mir erklärte, dass ich gegen einen Aufpreis eine freie Kabine sogar in der Premiumklasse auf dem Oberdeck belegen könnte. Ich sagte ermüdet von den endlos wiederholten Spaziergängen durch Regensburg zu und legte mich schon früh zu Bett.
Doch an Einschlafen war nicht zu denken: Aus der Kabine nebenan drangen Stimmen herüber, eine weibliche und eine männliche, die eine hell und die andere dunkel. Ich fühlte mich zunächst belästigt. Doch als ich durch die dünne Kabinenwand verstehen konnte, was sie besprachen, wurde ich hellwach und neugierig erregt.
„Nimm ihn in den Mund!“, hörte ich die dunkle männliche Stimme. „Er muss erst steifer werden“, entgegnete die helle weibliche Stimme. „Nicht so kräftig, Irene!“, mahnte die dunkle. - „Schau, wie hart er schon geworden ist!“ - „Wenn du so weitermachst, komme ich gleich.“
Ich vernahm gurgelnde Laute und ein dumpfes Aufstöhnen des Mannes, der sich offenbar gerade in die Frau ergoss. - „Schau! Jetzt hast du mir alles ins Gesicht gespritzt“, beklagte sich die helle Stimme. - Es folgten unverständliche Laute. „Du hättest ihn auch eher in den Mund nehmen sollen!“ Wieder eine lange Pause, Geräusche, Rascheln.

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