Delikatessen

2. Teil aus Professor Doctor P. Orn

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Peter Hu

Schließlich ließen die Jungs auch mit höflichem Lächeln ab, und vertieften sich wieder in ihr Gespräch. Wobei sie freilich nie vergaßen, ihrem Gegenüber hin und wieder ein munteres Lächeln zu schenken.
An der Regenwaldhaltestelle "Drei Riesenwambobäume", stiegen die herzigen Indios schließlich aus. Zum Abschied kniffen sie der Blonden sogar noch einmal anerkennend in die Wangen, und hoben lobend den Daumen.
Sabin quiekte erschreckt auf; lächelte aber sogleich wieder. Denn die Jungs winkten ihr freundlich, als sie zwischen dichten Sträuchern verschwanden.

„Das sind aber sehr freundliche Menschen“, ...wandte sie sich schließlich doch auf Englisch an den hinter ihr sitzenden Missionspriester.
Auch der hatte inzwischen ein breites Grinsen im Gesicht.
„Verstehen sie ihre Sprache?“
„O ja“, ...antwortete der Pater amüsiert.
„Auch wenn sie noch immer schreckliche Heiden sind. Heiden, die zwar freundlich lächelnd der Messe lauschen, ...und großen Gefallen an unseren Gesängen und der Orgelmusik finden. Aber sobald sie ihre Geschenke haben, wir arbeiten schon lange nicht mehr mit Glasperlen, sondern mit kleinen, elektronischen Unterhaltungsgeräten, sind sie auch gleich wieder im Wald verschwunden.“
„Doch immerhin, unsere Missionierung macht spürbare Fortschritte. Es ist noch gar nicht so lange her, da haben sie noch Missionare aufgefressen. Wir haben lange gerätselt, woran das nur liegen mochte. Bis wir endlich dahinter gekommen sind, dass es eine winzige Übersetzungsschwierigkeit bezüglich „Fleisch und Blut" gab.“

„Der Dolmadger hat das fälschlicher Weise als Einladung zum Essen übersetzt. Das hat damals nicht wenige Brüder das Leben gekostet. Seit wir Priester gründlich "Wahi" lernen, kommen zwar weniger Schäfchen in die Messe, ...aber es ist kaum noch ein Kollege im Kochtopf gelandet.“

„O, sie sprechen "Wahi"? ...Dann hätten sie mir ja gerade übersetzen können. Ich hätte wirklich gern gewusst, worüber die kleinen, lebensfrohen Männer so angeregt gescherzt haben.“

„Das kann ich ihnen gern aus dem Gedächtnis wiedergeben. Die haben sich über Kochrezepte unterhalten. Der Eine hielt sie zum Grillen für zu mager. Er hatte vorgeschlagen, sie in einen Käfig zu sperren, und bis zu den Festtagen noch ordentlich zu mästen. Denn mageres Fleisch wird über offener Glut schnell zäh und nimmt kaum Gewürze an.“
„Der zweite Meisterkoch bevorzugte mageres Fleisch. Er sprach sich dafür aus, sie in einer würzigen Ölsoße einzulegen, bis sie gut durchgezogen sind. Dann bei geringer Hitze für zwei Tage im Erdbackofen durchgaren. Ein Gedicht, wie er versicherte. Das Fleisch geht dann ganz leicht von den Knochen...“
„Aber sie hatten Glück“, schmunzelte der Priester. „Die Beiden waren ziemliche Faulpelze. Es war ihnen zu anstrengend, sie direkt aus dem Bus heraus zu entführen. Auch hatten sie noch einen ziemlich langen Weg durch den Busch vor sich, ...und keine Lust, ihre zappelnde Last die ganze Zeit durch den Urwald zu schleppen. Sie wollten sich dann doch lieber Hähnchen aus dem Supermarkt holen, oder was Schnelles aus der Bude...“

Sabin wurde, trotz ihrer fortgeschrittenen Sonnenbräune kreidebleich.
Der Pfarrer konnte sich das Lachen jetzt nicht mehr verkneifen….

...“Sie haben mich verarscht. ...Mann Gottes, ...das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut!“ ...jetzt lachte auch Sabin aus voller Kehle.

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