Sie konnte sich nicht mehr entspannt in der Masse verbergen. In der Nebensaison hatte der Nacktbadestrand etwas deprimierendes. Da gab es nur noch gegerbtes Rentnerfleisch und aufdringliche Vorruhestandsspanner. Nichts war ihr verhasster, als alte Böcke, die ihr mit hängenden Glocken und geknicktem Fahnenmast ein dümmliches Gespräch aufdrängten, nur damit sie ihre nachlassenden Augen aus nächster Nähe auf die Weide führen konnten. Nicht etwa, dass Denise es nicht schätzte, ein wenig begehrt und bewundert zu werden. Aber das sollte doch mit einer gewissen Distanz und Würde geschehen. Die ansehnlichen Bewunderer waren inzwischen längst wieder an ihren Arbeitsplätzen. Für die nahtlose Tiefenbräune bot sich jetzt also nur noch die einsame Bucht an… Vom Radeln völlig ausgepumpt, und mit angenehmer Muskelerschöpfung in den Schenkeln, warf Denise also ihren bunten Wickelrock ab. Darauf flog das weiße Top in den Sand, und noch im Laufen glitt auch ein winziges Slippchen von den Beinen. Denise brauchte jetzt dringend eine Erfrischung. Mit wippendem Busen hüpfte sie in die kalten Wellen. Doch heute meinten es die Götter scheinbar nicht so gut mit unserer schönen, brünetten Nixe. Denn kaum leckte das Wasser an ihrem Bauchnabel, da spürte sie einen schneidenden Schmerz. Die Scherbe hatte ihr den ganzen Spann geritzt. Tränenden Auges robbte sie auf allen Vieren zum Handtuch zurück. Es hörte einfach nicht auf zu bluten. Nicht etwa, dass Denise nun Todesangst litt. Doch ein wenig mulmig war ihr jetzt schon zumute. Denn sie hatte ihre Schuhe in der Fahrradpacktasche gelassen. Und das stand einen ganzen Kilometer entfernt. Mit der offenen Wunde konnte sie unmöglich durch den Sand laufen. Verzweifelt betastete sie den Schnitt. Denise mochte gar nicht hinsehen. Sie musste sich wohl notgedrungen einen Verband machen… Gerade hatte sie das Oberteil geopfert, als sich ein menschlicher Umriss am Horizont zeigte.
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