DENISE oder die hungrige Wildkatze

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DENISE oder die hungrige Wildkatze

DENISE oder die hungrige Wildkatze

Peter Hu

Diesen großen Strohhut, die breiten Schultern und das wehende Piratenhemd; all das verband die Schöne mit einer beruhigenden Erinnerung. Angst und Ungemach waren plötzlich wie weggeblasen. Der Mann kam zielstrebig auf sie zu, als hätte er ihren stillen Notruf schon von Ferne vernommen. Inzwischen hatte Denise ihr Hüfttuch wieder angelegt. Barbusig, mit vor Kälte zerfurchten Knospen, saß sie auf dem feuchten Handtuch, und wedelte um Hilfe heischend mit den Armen. …Der Fremde wollte sie nur allzu gern retten. „Da haben sie aber Glück, dass mein Hammer heute morgen mehrmals den Meißel verfehlt hat“, begrüßte sie der Bildhauer mit freundlichem Lächeln. „Es war so eine merkwürdige Ahnung, die mich in die Dünen trieb. Immer wenn ich ausgepumpt bin, schöpfe ich hier neue Kraft. Es war sehr leichtsinnig von ihnen, hier ohne Badeschuhe ins Wasser zu gehen. Zu Ostzeiten haben die Dörfler hier achtlos ihre Hausabfälle ins Meer gekippt. Da war auch manche Schnapsflasche dabei. …Im Café gingen die beiden stets sehr still, beinahe schüchtern miteinander um. Doch hier in der Einsamkeit, am rauschenden Meer, hier waren sie plötzlich wie ausgewechselt. Auch Denise redete nun wie ein Wasserfall. …Und wie schön ihre blanken Brustbälle zu dieser gestenreichen Sprache wippten. Sie war sich dessen gar nicht bewusst. Doch als das Mädchen seinen hypnotisierten Blick gewahrte, erröteten beide gleichermaßen. Aber plötzlich mussten sie herzlich lachen. Den wehen Fuß hatte das Mädchen beinahe vergessen. Denise war von ehrfürchtigem Schauer ergriffen, als der starke Mann sie auf den breiten Rücken nahm. Keiner ihrer bisherigen Freunde hätte die Kraft besessen, sie auch nur zwanzig Meter durch den tiefen Sand zu tragen. Und dabei umfassten seine schwieligen Hände ihre schönen Beine so zart, als fürchtete er, sie sein aus Glas, und er könne sie zerbrechen. Da war er wieder, jener unerklärliche Zauber.

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