Der Besuch

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Der Besuch

Der Besuch

Yupag Chinasky

Dieser musste erst lange nachdenken und in seinen Unterlagen kramen, eher er wusste, um wen es ging und er die notwendigen Informationen liefern konnte. Dann wählte er ihre Handynummer. Sie erinnerte sich sofort an ihn, obwohl es ja nur wenige Worte waren und obwohl sie seinen Namen nicht kannte. Der Klang seiner Stimme war völlig ausreichend, um in ihrem Bauch ein Kribbeln zu erzeugen. Er fragte, wie es ihr gehe und nach einigen Präliminarien kam er zum eigentlichen Grund seines Anrufs und fragte, ob sie sich wiedersehen könnten, vielleicht in einem Restaurant zum Essen, zum Reden, zum besser kennenlernen. Sie zögerte, rang mit sich und sagte schließlich, das sei reine Zeitverschwendung. Er war irritiert, doch eher er seine Enttäuschung kundtun konnte, fuhr sie fort, dass sie nicht mit ihm reden und auch nicht mit ihm ausgehen oder essen wolle, nein, sie wolle mehr. Sie stockte wieder, dann gestand sie fast flüsternd, sie wolle ihn. Er war nun wirklich erstaunt, obwohl er genau dasselbe wollte, aber ihr direktes Vorgehen hatte ihn überrumpelt.  Frauen sollten nach seiner konservativen Meinung zurückhaltender sein, sie sollten sich erobern lassen, zunächst Widerstand leisten. Er wollte seinen Charme, seine Kunst der Überrundungen ausprobieren oder sie mit seiner puren männlichen Ausstrahlung für sich gewinnen. Frauen, die so schnell bereit waren, in sein Bett zu kommen, waren ihm suspekt. Da standen vielleicht andere Absichten dahinter als nur eine problemlose Liebesbeziehung, fürchte er, Absichten, die er noch nicht durchschaute.

Es blieb ihm nicht viel Zeit für solche Gedanken, denn ihr Wunsch, ihn zu treffen, musste sehr groß sein, sie ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. Sie lebe allein mit ihrem kleinen Sohn in einer kleinen Wohnung, ihre Ehe bestehe noch, aber sie sei praktisch tot und den Stress einer neuen Ehe wolle sie nicht noch einmal antun.

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