Der Besuch

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Der Besuch

Der Besuch

Yupag Chinasky



Er brauchte eine Weile, ehe er ihre vielen Worte richtig einordnen konnte, aber er verstand sie nun doch ganz gut, dann auch ihn hatte ja dieser Funke schon erreicht und auch er hatte diesen dringenden Wunsch, nicht nur zu reden oder in einem netten Lokal eine nette Zeit zu verbringen. Ja, antwortete er schließlich, er könne zu ihr kommen und es sei völlig in Ordnung, das was sie wolle, sei das gleiche, was auch er dringend wolle und er würde sie keineswegs in einem schlechten Licht sehen. Freitagabend, schlug er dann vor, da gehe er immer zum Volleyball und nach dem Spiel würde man noch zusammen essen gehen und manchmal würde es spät werden. Er könne aber früher aufbrechen und so gegen 11 bei ihr sein und er könne sie gleich in dieser Woche besuchen. Dann meinte er sich noch entschuldigen zu müssen. Er sei nicht frei, das wisse sie doch, sie habe doch seine Frau gesehen an jenem Abend und er müsse ihr gleich sagen, dass er seine Frau und gar nicht daran denke, sie zu verlassen, aber dieser Drang nach Abwechslung sei auch groß, auch bei ihm. Vielleicht sei sie ihm deswegen sofort aufgefallen, weil beide dasselbe suchten, weil eine unterschwellige Bindung da sei, die Chemie, sie wisse doch und er müsse das ja nicht weiter erläutern. Sie stimmte ihm zu, nannte ihm ihre Adresse und sagte, er solle dreimal kurz hintereinander klingeln, dann wisse sie, dass er es sei. Sie würde sich schon jetzt riesig auf ihn freuen. Damit waren die Weichen gestellt und die erste Begegnung war mehr, als ein Kennenlernen, mehr als ein einmaliges Ereignis, es war der Beginn einer heimlichen, intensiven Beziehung. Seine Freitagsbesuche fanden nun sehr regelmäßig statt und sie liefen immer nach demselben Schema ab.

Nach dem Klingeln, pünktlich um 23 Uhr, surrte sofort der Türöffner. Die Frau hatte wohl schon ungeduldig gewartet. Ein Küsschen im Türrahmen, eine flüchtige Umarmung, ein paar Worte und schon stand er in ihrer kleinen Wohnung, zwei Zimmer, Küche, Bad.

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