Er hatte die Frau durch Zufall kennengelernt, bei einer kleinen Feier von Freunden. Aber gibt es überhaupt solche Zufälle? Ist nicht das ganze Leben auf irgendeine Weise vorherbestimmt? Der Anlass des Kennenlernens, dieser Feier, ist nicht weiter interessant und spielt auch für die Geschichte keine Rolle. Wichtig ist nur, dass sofort ein Funke übersprang, dass sofort eine Verbindung hergestellt wurde und dass beide sofort wussten, dass sie sich verliebt hatten. Ein unbestimmtes Gefühl im Bau, ein Gedanke, der nicht mehr aus dem Kopf ging. Beide wussten sofort und sei es auch nur unbewusste, dass sie zusammen sein wollten, dass sie sie sich so rasch wie möglich lieben wollten, dass sie so schnell wie möglich in einem Bett sein wollten. Dieses Verlangen war real, es war brennend und dringlich, auch wenn es sich an dem Tag des Kennenlernens nicht verwirklichen ließ. Er war in Begleitung seiner Frau und sie quälte sich mit einer Erkältung, die sie nicht besonders attraktiv erscheinen ließ. Eine rote Nase, die ständig lief, eine brüchige Stimme, die Augen verklebt. Eigentlich hätte sie im Bett bleiben müssen, um zu genesen. Sie hatte sich vielleicht einfach überschätzt, ihren Zustand nicht erkannt und da sie sich nicht wohl fühlte, verabschiedete sie sich schon bald und ging. Sie hatten vielleicht ein Dutzend Worte und noch mehr heiße Blicke gewechselt, aber die kurze, gemeinsame Zeit hatte für den entscheidenden Funken gereicht, der ihre Liebe entzündet hatte, die kleine Flamme des Begehrens, die nun weiter glimmte. Die Zeit hatte nicht gereicht, um die Namen und die Handynummern auszutauschen, weil die Gelegenheit einfach nicht günstig gewesen war.
Aber die Begegnung war bei beiden nicht in Vergessenheit geraten, obwohl er, beruflich bedingt, aber dem nächsten Tag für einige Zeit unterwegs war. Doch kaum war er wieder zurück, kaum hatte sich sein Leben wieder normalisiert und die Alltagsroutine wieder eingestellt, rief er bei dem Gastgeber des Abends an.
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