Natürlich berichten wir auch Hannes und Lisa von unseren Erlebnissen, oder besser gesagt Fehlschlägen. Die Beiden bedauerten es wirklich, dass wir nicht das finden, was wir uns erhoffen. Wir sprechen Hannes und Lisa zwar nicht direkt darauf an, aber sie zeigen kein Interesse, vielleicht auch mal auf die Suche nach einem Club zu gehen. Aber bei unseren Erlebnissen, ist das auch kein Wunder. Ganz im Gegenteil, so wie sie sich manchmal ansehen, wenn wir berichten, habe ich das Gefühl, dass sie etwas wissen, was sie uns nicht erzählen möchten. Ich frage aber nicht nach, sie werden es uns schon noch mitteilen. Auf Lisas Geburtstagsfeier Ende März lernen wir dann auch Robert und Sabine kennen, das Paar, das Hannes und Lisa bei ihrem ersten Wellnessurlaub getroffen hat. Beide sind mehr als sympathisch, und da auch wir die speziellen Wellnesserfahrungen haben, ergibt sich ein ausgesprochen offenes Gespräch, zumindest wenn sonst keiner zuhört.
In der ersten Aprilwoche laden Hannes und Lisa uns zum Essen ein. Gerne nehmen wir an, denn Lisa ist eine fantastische Köchin. Nach dem Essen machen wir es uns mit einem Glas Wein im Wohnzimmer gemütlich. Unsere Freunde sitzen uns gegenüber, sehen uns dabei an, als ob sie vor Spannung gleich platzen würden. „Wir möchten gerne mit euch über etwas sprechen.“ eröffnet Hannes dann reichlich geheimnisvoll die Unterhaltung, „Also, ihr habt Robert und Sabina ja schon auf Lisas Geburtstagsfeier kennengelernt, und inzwischen sind wir mit den Beiden auch schon sehr gut bekannt, sie sind ja auch wirklich sympathisch.“ Hannes beugt sich gespannt vor, während Sarah und ich dies nickend bestätigen.
„Naja, und weil wir uns schon gemeinsam beim Tantrakurs miteinander vergnügt haben, reden wir halt ab und zu auch mal über die schönste Nebensache der Welt miteinander, so wie auch mit euch.“ fährt Hannes fort, „Schon bald haben Robert und Sabine uns dann erzählt, dass sie Mitglieder im ‚Club der verborgenen Lust‘ sind, und uns gefragt, ob wir nicht auch Interesse hätten.“ „Und was ist das für ein Verein?“ frage ich ein wenig spöttisch, wegen des merkwürdigen Namens. Hannes überlegt kurz: „Der Club wird von einem Ehepaar betrieben, das etwa zehn Jahre älter ist als wir vier. Beide pflegen den gleichen, offenen Umgang mit Sex, wie wir es auch machen, und scheinbar haben sie genauso unglückliche Erfahrungen mit Swingerclubs gemacht, wie ihr. Die Beiden sind ausgesprochen wohlhabend, und haben irgendwann auch noch ein altes, leerstehendes Fabrikgebäude geerbt. Naja, und so haben sie vor etwa zehn Jahren beschlossen, einen Club genau nach ihren Vorstellungen zu gründen. „Aha, und was ist nun das Besondere?“ nimmt Sarah mir die Worte aus dem Mund.
„Also“, übernimmt nun Lisa, „es ist eben nicht wie in einem Swingerclub, wo es erst einmal um Partnertausch, Triebbefriedigung und vielleicht noch Gruppensex geht. … Gruppensex gibt es gar nicht, und die Allermeisten kommen tatsächlich, um mit dem eigenen Partner lustvolle Stunden zu verbringen, auch wenn sich einige mal zu dritt oder zu viert vergnügen.“ „Vor allem das Ambiente ist wundervoll, fast fühlt man sich an einen altenglischen Herrenclub erinnert.“ ergänzt Hannes, „Obwohl hier natürlich alles auf eine lustbetonte Atmosphäre eingerichtet ist. … Aber eben nichts Plakatives, also man findet hier zum Beilspiel keine Bildschirme auf denen Pornos laufen.“ Während bei mir, und mit Sicherheit auch bei meiner Frau, die Phantasie aufblüht, erzählt Lisa schon weiter: „Wisst ihr, es wird viel Wert auf Höflichkeit und ein gutes Benehmen gelegt. … Man unterhält sich ganz ungezwungen über alles Mögliche: Filme, Bücher, kulturelles, Urlaub, … und natürlich auch über erotisches. … Okay, das hört sich vielleicht jetzt etwas elitär an, ist es aber überhaupt nicht. Das sind alles normale Menschen.“ „Und wenn ein Pärchen dann Lust aufeinander hat, gibt es viel Möglichkeiten, sich zu Vergnügen. Sogar für uns ist was passendes dabei.“ ergänzt Hannes gleich, „Dabei ist alles ganz offen.“
Er überlegt, als suche er nach Worten: „Wisst ihr, überall gibt es Sofas, Liegen und sogar so was wie orientalische Kissenlager, auf die man sich zurückziehen kann. … Also zurückziehen ist vielleicht zu viel gesagt, schließlich möchten sich die Paare ja in Gegenwart anderer vergnügen, also sehen und gesehen werden. Alles ist sehr geschickt und dezent eingerichtet, so dass man sich nicht wie auf einem Präsentierteller fühlt, aber trotzdem gesehen werden kann.“ Meine Gedanken wirbeln durcheinander und ich muss mich konzentrieren, denn schon hakt Lisa wieder ein: „Also man sitzt ganz gemütlich an der Bar oder in einer Sitzgruppe beisammen, und irgendwann bemerkt man, wie direkt neben einem, oder irgendwo ein Stückchen weiter, ein Pärchen ziemlich heiße Sachen miteinander macht, vielleicht sogar schon vögelt. … Man kann kaum seine Augen davonlassen, aber das ist ja auch der Sinn der Sache. … Und glaubt mir, schneller als man denk, treibt man es schon mit seinem Liebsten. … Einfach ein Traum.“ Ein himmlisches Lächeln ziert ihr Gesicht, während Hannes einfach nur frech grinst. Mir fehlen die Worte. Ich schaue meine Frau verständnislos an, dann starre ich zu unseren Freunden hinüber.
Es dauert ein bisschen, bis ich die Sprache wiederfinde. „Moment, ihr wollt uns jetzt erzählen, dass ihr seit einem halben Jahr Mitglieder in einem Club seid, von dem wir auch schon immer geträumt haben. Und dann lasst ihr uns noch von einem enttäuschenden Swingerclub in den nächsten gehen, ohne uns etwas zu sagen. … Ihr elenden Verräter.“ versuche ich möglichst viel Empörung in meiner Stimme mitschwingen zu lassen, „Es ist jetzt ja wohl das Mindeste, dass ihr uns sofort verratet, wie wir uns da anmelden können.“ „Wir durften euch nichts erzählen.“ unterbricht mich Lias, entschuldigend die Schultern hebend, „Es ist den Mitgliedern strengstens verboten mit Außenstehenden über den Club zusprechen. … Wenn das rauskommt, gibt es echt Ärger. … Die Betreiber möchten nämlich nicht, dass ihr Club in die Öffentlichkeit kommt, auch wenn wir natürlich nichts Verbotenes tun, … aber ihr habt in den Swingerclubs ja selbst schon die Erfahrung gemacht, wozu das führen kann. … Wir sind eben eine verschworene Gemeinschaft. … Außerdem macht die Geheimnistuerei das Spiel noch aufregender und spannender.“
Ich frage mich nur, warum sie denn jetzt mit uns darüber reden, obwohl es doch so streng verboten ist. „Außerdem könnt ihr euch nirgends anmelden.“ lächelt Hannes milde, „Denn es ist schließlich der ‚Club der verborgenen Lust‘. … Es gibt keinen Eintrag im Telefonverzeichnis, keine Internetseite, keine Hinweise in den sozialen Medien, nicht einmal das Gebäude, wo wir uns treffen, hat ein Hinweisschild. Es gibt einfach nichts.“ Übergangslos wird er wieder ernst: „Also es ist so: Die Clubbetreiber möchten einfach sicherstellen, dass alles harmoniert, und nicht ständig irgendwelche Gäste oder Fremde kommen.“ „Es dürfen nämlich nur Mitglieder an den Treffen teilnehmen.“ ergänzt Lisa, „Und aufgenommen werden kann man nur, wenn man von einem Mitglied vorgeschlagen wird, und die Clubbetreiber und der Vorstand zustimmen. … Wisst ihr, so ist sichergestellt, dass die Paare zusammenpassen, jeder mit jedem kann, also sich alle auf einer Wellenlänge bewegen, alles ganz eng und familiär ist. … Und sie haben wirklich ein Händchen dafür.“ Noch bevor ich fragen kann, warum sie uns denn nicht schon längst angemeldet haben, nimmt Hannes mir die Antwort vorweg: „Und von wegen Verräter. … Wir haben natürlich schon nach unserem ersten Treffen an euch gedacht, aber man darf erst neue Mitglieder vorschlagen, wenn man selbst mindestens ein halbes Jahr dabei ist, und entsprechend oft teilgenommen hat.“
Ich bin erleichtert, und ehrlich gesagt, hätte ich den Beiden auch nichts anderes zugetraut, schließlich kennen wir uns schon lange. „Und bevor ihr euch wundert, weshalb wir jetzt mit euch darüber reden, in drei Wochen ist unser halbes Jahr rum, und natürlich werden wir euch sofort vorschlagen.“ „Ihr würdet prima da reinpassen.“ seufzt Lisa, „Das meinen auch Robert und Sabine, nachdem sie euch auf meinem Geburtstag getroffen haben. … Wir haben nämlich schon mal vorab mit ihnen geredet, damit sie euch mal ansehen.“ „Ihr seid echt unmöglich.“ lacht meine Frau. „Glaubt uns, es ist wirklich genau das, was ihr euch immer erträumt habt.“ meint Hannes nur, „Also wenn ihr einverstanden seid, dann gebe ich eure Telefonnummer dann an die Clubbesitzer weiter, damit sie sich bei euch melden können.“ „Natürlich, dumme Frage.“ platzt es unisono aus meiner Frau und mir heraus, was uns alle vier zum Lachen bringt, bevor wir anstoßen und einen kräftigen Schluck nehmen. Meine Liebste und ich können einfach nicht fassen, was hier gerade abgeht, nie hätten wir mit so etwas gerechnet.
Lisa schaut uns nachdenklich an: „Macht euch auch keine Sorgen über das Gespräch mit den Besitzern und dem Vorstand. Das ist nicht die heilige Inquisition. Die sind echt nett und wollen einfach nur möglichst viel über euch wissen, um zu sehen, ob ihr zu uns passt. Also erzählt einfach, wer ihr seid, was ihr macht, wie ihr lebt, welche Interessen ihr so habt, und natürlich was euch beim Sex scharf macht. … Aber damit dürftet ihr ja kein Problem haben.“ Wir können uns ein breites Grinsen nicht verkneifen, doch so sehr wir auch nachbohren, erfahren wir nur noch, dass es neben einem herrlichen Whirlpool auch Matten gibt, auf denen man Tantraübungen machen kann. „Wir haben sowieso schon mehr erzählt, als gut ist, und außerdem wollen wir euch ja die Überraschung nicht verderben.“ grinst Lias nur. Wir unterhalten uns noch eine Weile über dies und dass, doch so richtig können wir uns kaum auf das Gespräch konzentrieren, so sehr geistert das Gehörte in unseren Köpfen herum. Schon auf dem Nachhauseweg lassen Sarah und ich unserer Phantasie freien Lauf, malen uns aus, was uns wohl erwarten mag. Zuhause angekommen, sind wir so geil aufeinander, dass wir es gerade noch ins Bett schaffen, wo wir von Glück beseelt eine Runde vögeln.
Klar beschäftigt uns die Sache in den nächsten Tagen immer noch, auch wenn sie mehr und mehr in den Hintergrund tritt. Wir haben beide gerade viel zu tun, und so treffen wir auch unsere Freunde die nächsten drei Wochen nicht. Richtig bewusst wird uns das Ganze deshalb erst wieder, als an einem Mittwochabend das Handy klingelt, und sich eine sympathische Frauenstimme mit „Hallo ich bin Carla“ vorstellt. „Ich hab eure Nummer von Hannes uns Lisa bekommen, und es geht um eure Mitgliedschaft in unserem Club. … Ihr wisst Bescheid?“ bleibt ihre Begrüßung nur eine Andeutung ihres Anliegens, aber mir ist natürlich sofort klar, worum es geht. Wir unterhalten uns mehr als eine halbe Stunde, und es ist ein wirklich angenehmes Gespräch. So lädt Carla meine Frau und mich gleich für den nächsten Freitag um drei Uhr ein, damit wir uns persönlich kennenlernen können. Als sie mir die Anschrift nennt, meint sie nur: „Du weißt ja, behandle das Ganze bitte auf jeden Fall vertraulich.“ „Natürlich, das ist für mich selbstverständlich.“ bestätige ich ihr gerne.
Der Club der verborgenen Lust - Teil 2
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