Marias dralle Weiblichkeit, ihr sardisches Feuer, Wendelgards Knuddelbusen oder Bettinas “Wäldchen” riss sie zwar eher zu Masturbationsträumen hin als Maurindes Unschuld, aber die Frau hatte in ihren Herzen etwas bewirkt. Die weibliche Seite der Kursetilnehmer belächelte sie eher. Brigitte fand sie zu naiv, Wendelgard betrachtete sie als Konkurrenz, Bettina interessierte sich prinzpiell nur für sich selbst, und Maria hatte sich zu Maurinde noch überhaupt keine Gedanken gemacht.
Nach dem Essen hatte sich Maurinde zurückgezogen, aber nicht etwa in den Frauenschlafraum – dort hätte sie vermutlich Jasper und Wendelgard gestört. Es gab da eine kuschelige Leseecke mit einem richtigen Kaminfeuer, schmiedeeisernen Gittern, einem Tudor-Clubtisch und zeitlosen Ölgemälden mit Porträts längst verblichener Persönlichkeiten. Dort vertiefte sie sich ins Topfengolatschen-Rezept, das die Kursleiterin ihr freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. Viel Zeit blieb ihr nicht; sie musste ja noch die Früchte der Saison beschaffen, im Evakostüm, und abchecken, ob die Küche die andern Zutaten überhaupt hergab. Sie beschloss, erst mal in der Speisekammer nachzuschauen. Möglicherweise traf sie im kleinen Gastronomiebereich ja eine nette Mitarbeiterin, eine Köchin oder so, die ihr auch gleich mit den Früchten weiterhelfen konnte. Die Tür zur Küche war abgeschlossen. Es handelte sich um eine massive Eichentür; ihr Klopfen würde kaum zu hören sein. Da legte ihr jemand die Hand auf die Schulter. Es war der Chefkoch. “Ich weiss, was Du suchst”, sagte er freundlich und steckte den Schlüssel ins Schloss. “Topfengolatschen, Mensch!” Hab ich meinen Lebtag nicht mehr gekriegt. Sein österreichischer Akzent war nicht zu überhören; der korpulente Mann hatte sich vor Jahrzehnten auf der kleinen Insel niedergelassen. Nicht nur sein Akzent, sondern auch seine Kenntnisse der österreichischen Küche waren längst verblasst.
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