Jasper hatte zuerst gezögert, Wendelgard in den Frauenschlafraum zu folgen – aus Sorge, ihn könnte das selbe Schicksal ereilen wie kurz zuvor Thomas. Er wollte von der Kursletierin keinesfalls exkommuniziert werden und am Hafen, einsam im Regen, auf die Fähre warten. Er wollte frohlocken, lecken, bumsen, Spass haben. Einmal im Frauenschlafraum angelangt, war er scharf wie Pfeffer. Für uns Frauen sind diese Räume ja nichts Besonderes. Irgendwo liegt vielleicht Unterwäsche rum, meinetwegen. Da und dort finden sich Deos, ein verirrter, selbstverständlich unbenutzter Tampon auf dem staubigen Fussboden, oder ein kleiner Dildo unter dem Kopfkissen, der sich dem Blick Neugieriger eh entzieht. Ganz anders werden Frauenschlafräume von Männern wahrgenommen. Bei denen spielt sich ja alles im Kopf ab – keine Ahnung, was die in uns Schlafraumfrauen reinprojizieren. Geiler Lesbensex auf der Armeewolldecke vielleicht? Heimliches Wichsen auf dem Kajütenbett? Warum auch nicht? Was Männer wohl am meisten erregt, ist der Gedanke an den kollektiven Strip Tease, wenn wir uns um- an- oder ausziehen. Die unterschiedlichsten Brüste. Die Vielfalt an Muschis. Die Bauchlandschaften. Dieser verschlafen-unschuldige sich-unbeobachtet-fühl-Groove. So weit denkt Frau keine Sekunde. Sie nervt sich höchstens, weil das Höschen kneift oder der neue BH nicht zu finden ist. Traum und Realität. Lasset Euch also gesagt sein, Ihr Leser vom andern Geschlecht: Es ist nicht so, dass wir in den Frauenschlafräumen dieser Welt tausend kleine Tode sterben, den Vibrator tief in der Muschi, und die Zunge der Bettnachbarin zwischen den Lippen. Derart Schönes findet Ihr allenfalls unter www.abbywinters.com . Die Realität ist, wie in vielen andern Fällen auch, nüchtern und enttäuschend. Übrigens: Auch unsere Socken stinken dann und wann. Jetzt aber zurück zu Wendelgard und Jasper. Viel Zeit hatten die beiden nicht.
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